Flüchtlingskrise Orban lässt an kroatischer Grenze Stacheldrahtzaun ziehen

Budapest · Ungarn macht Ernst. In der Nacht zu Freitag haben Kräfte des ungarischen Militärs damit begonnen, einen Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Kroatien zu errichten. Damit soll den Flüchtlingen die Möglichkeit verwehrt werden, über den Mittelmeerstaat einzureisen.

 An der Grenze zwischen Ungarn und Serbien ist eine solche Absperrung ebenfalls errichtet worden.

An der Grenze zwischen Ungarn und Serbien ist eine solche Absperrung ebenfalls errichtet worden.

Foto: ap

Zur Abwehr von Flüchtlingen hat Ungarn auch an seiner Grenze zu Kroatien mit der Errichtung eines Stacheldrahtzauns begonnen. 600 Soldaten hätten in der Nacht mit dem Bau der Absperrung begonnen, 500 weitere würden im Laufe des Tages hinzukommen, sagte Ministerpräsident Viktor Orban in einem Rundfunkinterview am Freitag. Zudem seien 200 Polizisten an die kroatische Grenze geschickt worden. "Es wird keinen Sandhügel oder Maulwurfshügel zum Verstecken geben, wir werden unsere Grenzen verteidigen", sagte der rechte Politiker.

Orban beklagte mangelnde Unterstützung durch die anderen EU-Staaten in der Flüchtlingskrise. "Es scheint, dass wir uns auf niemanden verlassen können", sagte der ungarische Regierungschef, der in Europa eine besonders unnachgiebige Haltung gegenüber Flüchtlingen einnimmt. Die Regierung in Budapest ließ bereits die Grenze zu Serbien abriegeln, um die Einreise von Flüchtlingen zu verhindern, die aus Griechenland kommend nach Mittel- und Nordeuropa gelangen wollen. Auch die Grenze zu Rumänien will Budapest teilweise mit einem Zaun abriegeln.

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Mehr als 11.000 Flüchtlinge wichen nach der Schließung der Grenze zu Ungarn auf das benachbarte Kroatien aus, um von dort über Slowenien oder Ungarn weiter Richtung Norden zu reisen. Kroatien zeigte sich zunächst offen für die Flüchtlinge, schloss angesichts des großen Andrangs dann jedoch sieben seiner acht Grenzübergänge zu Serbien. Medien berichteten, dass kleine Gruppen von Flüchtlingen am Donnerstag von Kroatien nach Ungarn reisten. Der ungarischen Polizei zufolge wurden 453 illegal Eingewanderte nahe der Grenze zu Kroatien festgenommen.

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"Die West-Balkan-Route ist noch da. Die Tatsache, dass die ungarisch-serbische Grenze geschlossen ist, hat den Fluss nicht gestoppt", sagte Orban. Er steht wegen seines Umgangs mit den Flüchtlingen in Europa in der Kritik, verweist jedoch darauf, dass er nur die geltenden EU-Gesetze zum Schutz der Außengrenzen anwende. Zudem wirft er Griechenland vor, die Flüchtlinge ungehindert nach Norden reisen zu lassen, und kritisiert Deutschland für seine Lockerung der Asylregeln für Syrer, da Berlin damit viele zur Flucht nach Europa ermutigt habe.

(AFP)
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