Ungarn verzichtet auf Registrierung Bis zu 13.000 Flüchtlinge erreichen Österreich über Nacht

Zagreb · Nach Angaben von Hilfsorganisationen sind binnen weniger Stunden zwischen 12.000 und 13.000 Flüchtlinge in Österreich angekommen. Ungarn vollzieht eine weitere Kehrtwende und bringt die Menschen direkt an die Grenze. Österreich kündigte harte Maßnahmen an.

Polizei stoppt Flüchtlinge an slowenischer Grenze
14 Bilder

Polizei stoppt Flüchtlinge an slowenischer Grenze

14 Bilder

Mehr als 10.000 Flüchtlinge sind in den vergangenen Stunden in Österreich eingetroffen. Im Laufe des Samstags seien zwischen 12.000 und 13.000 Flüchtlinge ins Land gekommen, sagte der Leiter des österreichischen Roten Kreuzes, Gerry Foitik, der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die Polizei bestätigte die Angaben zunächst nicht. Sie hatte zuvor mitgeteilt, dass sie mit dem Eintreffen von rund 10.000 Flüchtlingen und Migranten rechne.

Österreichs Nachbarland Ungarn hatte am Freitagabend eine Kehrtwende in seinem Umgang mit den Flüchtlingen vollzogen. Statt weiter gemäß der EU-Regeln auf ihrer Registrierung in Ungarn zu bestehen, brachten die Behörden die Flüchtlinge auf schnellem Wege an die Grenze zu Österreich. Laut österreichischer Polizei schickten sie mindestens 6700 Menschen in Bussen an die Grenze. Weitere wurden in der Nacht zum Sonntag in der Grenzregion des Bundeslandes Burgenland erwartet. Auch aus Slowenien trafen am Samstag Flüchtlinge in Österreich ein,

Die rechtsgerichtete Regierung Ungarns hatte am Dienstag die Grenze zu Serbien vollständig dicht gemacht. Die zahlreichen Flüchtlinge aus Ländern wie Syrien versuchten daher vermehrt, über Kroatien weiter Richtung Nordwesten zu gelangen. Kroatien hatte den Flüchtlingen zwar zunächst zugesagt, sie könnten das Land frei passieren, die Regierung sah sich dann aber schnell von dem Andrang überfordert. Daher brachten die kroatischen Behörden ohne eine entsprechende Vereinbarung mit dem Nachbarland zahlreiche Flüchtlinge an die Grenze zu Ungarn.

Angesichts des Flüchtlingsandrangs über den Balkan kündigte Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner harte Maßnahmen an. Menschen, die nach der Durchreise durch Kroatien oder Slowenien erst in Österreich um Asyl bitten, würden alle dorthin zurückgebracht, sagte die Ministerin am Samstag in Wien. Sie habe kein Verständnis dafür, dass am Balkan kaum Asylanträge gestellt werden, denn es handle sich um sichere Länder. "Das ist keine Schutzsuche mehr, sondern Asyl-Optimierung", fügte die konservative Politikerin hinzu.

Derweil soll Bundeskanzlerin Angela Merkel Kroatiens Regierung einem Medienbericht zufolge aufgefordert haben, Flüchtlinge von einer schnellen Weiterreise mit dem Ziel Westeuropa abzuhalten. Merkel habe von der Führung in Zagreb verlangt, die Flüchtlinge für eine gewisse Zeit im Land zu halten, berichtete die kroatische Zeitung "Jutarnji list" am Samstag. Die Zeitung bezog sich dabei auf das Telefonat der CDU-Vorsitzenden mit dem kroatischen Regierungschef Zoran Milanovic vom Freitag. Milanovic habe Merkels angebliche Forderung mit dem Argument abgelehnt, Menschen könnten nicht gegen ihren Willen festgehalten werden.

Flüchtlinge: In vollen Zügen auf dem Weg nach Zagreb in Kroatien
12 Bilder

Flüchtlinge drängen sich in Züge nach Zagreb

12 Bilder
Budapest: Flüchtlinge laufen zu Fuß nach Österreich
16 Bilder

Flucht zu Fuß von Budapest nach Österreich

16 Bilder
Foto: dpa, ase

Die Bundesregierung verwies am Abend auf Anfrage auf eine frühere Mitteilung. Darin hatte Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt, dass Milanovic der Kanzlerin von den Anstrengungen Kroatiens berichtet habe, seinen Verpflichtungen vollständig nachzukommen und dabei eine menschenwürdige Behandlung aller Flüchtlinge zu gewährleisten. "Die Bundeskanzlerin und der Ministerpräsident stimmten überein, dass das Problem an den Außengrenzen der Europäischen Union gelöst werden müsse", erklärte Seibert.

(dpa AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort