Energie EU-Kommission setzt auf Atomkraft

Berlin · Die EU-Kommission setzt einem Strategiepapier zufolge auf die Atomkraft. Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks reagiert mit scharfer Kritik.

 Die Reaktorblöcke Doel 1 und 2 bei Antwerpen.

Die Reaktorblöcke Doel 1 und 2 bei Antwerpen.

Foto: dpa, jw jak kde

"Das ist eine verrückte und unverantwortliche Idee" sagte Hendricks unserer Redaktion. Die Pläne der EU-Kommission zur Stärkung der Atomkraft in Europa seien der falsche Weg. "Zu glauben, man könne mit noch mehr Atomkraft das Klima retten, ist ein Irrtum. Klimaschutz braucht die Wende zu erneuerbaren Energien, kein Festhalten an einer veralteten und zudem kostspieligen Technologie, mit deren Nutzung wir viele Generationen nach uns unumkehrbar belasten", sagte Hendricks.

Die Ministerin hält sich zurzeit in Japan auf, um sich dort über die Situation nach der Atomkatastrophe von Fukushima zu informieren.

Der Grund für die massive Kritik vonseiten Hendricks': Die Europäische Union will ihre technologische Vorherrschaft im Nuklearsektor verteidigen. Das geht aus einem Strategiepapier der EU hervor. Demzufolge sollen die Mitgliedsstaaten bei der Erforschung, Entwicklung, Finanzierung und beim Bau neuer innovativer Reaktoren stärker kooperieren.

Das Papier solle die Grundlage für die künftige Atompolitik der EU-Kommission sein und am Mittwoch von den für die Energieunion zuständigen Kommissaren verabschiedet werden. Anschließend solle es dem EU-Parlament vorgelegt werden.

Vorantreiben will die EU dem Bericht zufolge den Bau von Mini-Reaktoren. Spätestens 2030 solle ein solcher Meiler in Europa im Einsatz sein. Deutschland will dagegen aus der Atomenergie aussteigen. 2022 soll das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen.

EU-Kommission weist Vorwürfe zurück

Die EU-Kommission weist die Berichte zurück, nach denen sie die "Atomkraft massiv stärken" möchte. Die Entscheidung für oder gegen die Nutzung von Atomstrom sei eine rein nationale Entscheidung der Mitgliedstaaten, in der der die Europäische Kommission keine Rolle spielen kann oder will, geht aus einer Presseerklärung der Kommission hervor. Weder lege das Papier eine Position der Europäischen Kommission zur Nutzung von Nuklearenergie fest, noch stehe das Thema auf der Tagesordnung der Kommissionssitzung am Mittwoch (18. Mai 2016).

(mar/reu)
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