EU-Asylpolitik verlangt Zugeständnisse

Die deprimierendste Erkenntnis des turbulenten Flüchtlingsgipfels gestern in Brüssel konnte man gewinnen, bevor das Treffen überhaupt begonnen hatte. Nur acht von 28 EU-Staaten, jene nämlich, die derzeit die größte Last des Flüchtlingsandrangs zu schultern haben, nahmen teil. Als ginge die wohl größte Herausforderung, der sich die EU seit ihrer Gründung stellen muss, in Wirklichkeit nicht alle an. Wenn Appelle an die Solidarität schon nichts fruchten, so sollten die Egoisten doch rational begreifen, dass sich diese Völkerwanderung nur gemeinsam kanalisieren lässt.

EU-Asylpolitik verlangt Zugeständnisse
Foto: Ronny Hendrichs

Vieles von dem, was gestern an Vorschlägen auf dem Tisch lag, ging immerhin in die richtige Richtung: Massive Unterstützung für die kleinen Länder an den EU-Außengrenzen kann helfen, die Lage organisatorisch wieder besser in den Griff zu bekommen. Aber solange sich nicht alle EU-Staaten stärker an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligen, wird das auf Dauer nichts bringen. Was wir brauchen, ist eine gemeinsame europäische Asylpolitik, so schnell wie möglich. Allerdings wird diese kaum so großzügig aussehen können wie die deutsche Praxis. Angela Merkels Alleingang in dieser Frage ehrt sie moralisch. Einer europäischen Lösung steht er im Wege.

(RP)
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