Stockholm ESC: Russland-Protest gegen Ukraine

Stockholm · Der Sieg der ukrainischen Sängerin Jamala in Stockholm wird zum Politikum.

Nach dem Sieg der ukrainischen Sängerin Jamala mit dem Lied "1944" im Finale des Eurovision Song Contest (ESC) hat Russland die neue Punktevergabe kritisiert. Zum ersten Mal waren die Votings der Jurys und der Zuschauer getrennt verkündet worden. Der stark favorisierte Beitrag des russischen Sängers Sergey Lazarev hatte in der Zuschauergunst vorne gelegen, war aber zuvor von den Jurys weniger üppig bedacht worden. Die Ukraine lag bei den Zuschauern an zweiter Stelle, wurde aber von den Jurys hoch bewertet: Jamala gewann mit 534 Punkten, Russland landete mit 491 Punkten auf dem dritten Platz.

Entzündet hatte sich der Streit um "1944" schon im Vorfeld des ESC. In dem Song thematisiert die Sängerin die Vertreibung ihrer Urgroßmutter von der Krim durch sowjetische Soldaten in der Stalin-Zeit. Dies bewerteten die Russen als Kommentar zum aktuellen Kampf um die Krim und zur Politik Putins, was Jamala stets bestritt. Ihr sei es nur darum gegangen, das Schicksal ihrer Familie aufzuzeigen. So sah es auch die European Broadcasting Union, die das Lied prüfte und als unpolitisch zuließ. Politische Botschaften sind beim ESC verboten.

In den Reaktionen ging es jedoch nur um Politik. So nannte Tartaren-Chef Refat Tschubarow den Sieg einen wichtigen Schritt zur Befreiung der Krim, der ukrainische Präsident Petro Poroschenko schrieb auf Twitter: "Heute hat mit Jamalas Stimme das ganze ukrainische Volk gesprochen." In russischen Medien war dagegen von einer Verschwörung gegen das eigene Land die Rede.

(RP)
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