Persönlich Erika Steinbach . . . provoziert mit "Inder"-Bild

Die einstige Chefin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach (72), galt als gemäßigt und innerhalb ihres Verbands als Reformerin. Doch die bittere Auseinandersetzung um das Mahnmal für Flucht, Vertreibung und Versöhnung hat sie verhärtet. Ein ums andere Mal fühlte sich die CDU-Politikerin von ihrer Vorsitzenden Angela Merkel nicht verstanden. Seitdem teilt sie aus - ohne Rücksicht auf Verluste.

Jüngstes Beispiel ist ihr Foto-Kommentar beim Nachrichtendienst Twitter. Dort zeigt sie ein Bild mit dunkelhäutigen Menschen, die aus Indien stammen könnten und ein blondes Mädchen neugierig betrachten. "Woher kommst du denn?" heißt es im Text. Die Überschrift lautet "Deutschland 2030", und damit hat die einstige Vertriebenen-Präsidentin eine Welle der Empörung ausgelöst. CDU-Generalsekretär Peter Tauber kritisierte die erzkonservative Politikerin per Twitter mit den Worten: "Liebe Erika Steinbach, da ich nicht schon wieder Schimpfworte benutzen will, sage ich zu deinem letzten Tweet jetzt nichts." Sie wäre Beschimpfungen von CDU-Spitzen gewohnt, konterte Steinbach.

Es scheint, dass der streitbaren Christdemokratin das Umfeld fehlt, das sie von solchen Extrem-Meinungen abhält. Dass sie das Ganze als Satire abtut, zeigt, wie sehr sie sich außerhalb der politischen Debatte stellt. Dabei hat die CDU-Politikerin als menschenrechtspolitische Sprecherin ihrer Fraktion einiges aufzuweisen. Sie setzt sich nachhaltig für verfolgte Minderheiten ein, Christen wie Muslime, Jesiden oder Juden. An Deutlichkeit hat sie es im Gegensatz zu manchem politisch korrekten Spitzenpolitiker nie missen lassen.

Sie schädigt mit solchen Eskapaden ihr Bild auch bei denen, die ihre Verdienste kennen, und rechtfertigt die bisweilen unqualifizierten Angriffe ihrer Gegner - in Deutschland wie in Polen, wo sie fast eine Unperson ist. In einem hat sie ihre Gegner beruhigt. Sie will laut Twitter nicht mehr zur Wahl 2017 antreten.

Martin Kessler

(RP)
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