Bratislava Enthüllungsjournalist erschossen

Bratislava · Jan Kuciak hatte in der Slowakei zuletzt über möglichen Steuerbetrug berichtet.

In der Slowakei sind ein Enthüllungsjournalist des Axel-Springer-Verlags und seine Lebensgefährtin getötet worden. "Auch wenn die Hintergründe noch nicht vollständig aufgeklärt sind, liegt der Verdacht nahe, dass das Verbrechen im Zusammenhang mit einer laufenden Recherche unseres Kollegen steht", teilte Springer gestern mit. Auch der slowakische Polizeichef Tibor Gaspar sagte, nach den vorliegenden Informationen sei ein Motiv im Zusammenhang mit den Recherchen des Journalisten am wahrscheinlichsten.

Der Slowake Jan Kuciak war seit 2015 Redakteur des Newsportals "Aktuality", das zu Ringier Axel Springer Slovakia gehört. Der 27-Jährige wurde am Wochenende in seinem Wohnhaus rund 65 Kilometer östlich der Hauptstadt erschossen. Präsident Andrej Kiska erklärte, die Täter müssten so schnell wie möglich gefunden und die Sicherheit aller Journalisten müsse mit allen Mitteln gewährleistet werden. Ministerpräsident Robert Fico berief eine Krisensitzung mit dem Innenminister ein, an der auch der Generalstaatsanwalt sowie Polizeichef Gaspar und der Chef des Geheimdienstes teilnahmen. "Sollte sich herausstellen, dass der Tod des investigativen Reporters etwas mit seiner journalistischen Arbeit zu tun hat, wäre dies ein beispielloser Angriff auf die Meinungsfreiheit und Demokratie in der Slowakei", hieß es in einer Regierungserklärung.

In seiner jüngsten Geschichte für "Aktuality" vom 9. Februar berichtete Kuciak über den Verdacht des Steuerbetrugs in Verbindung mit einem Komplex von Luxuswohnungen in Bratislava. Wegen des Falles hatte es 2017 Proteste und Rücktrittsforderungen gegen Innenminister Robert Kalinak wegen dessen Geschäftsverbindungen zu dem Projektentwickler gegeben, gegen den wegen Steuerbetrugs ermittelt wurde. Beide haben jedwedes Fehlverhalten bestritten.

"Sollte das Attentat ein Versuch sein, einen unabhängigen Verlag wie Ringier Axel Springer Slovakia davon abzuhalten, Missstände aufzudecken, werden wir dies zum Anlass nehmen, unseren journalistischen Auftrag noch gewissenhafter und konsequenter auszuüben", erklärte der Berliner Medienkonzern und Herausgeber von "Bild" und "Welt".

(rtr)
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