Persönlich Efraim Zuroff . . . jagt die letzten Nazi-Verbrecher

Efraim Zuroff ist Historiker und doch arbeitet er täglich im Wettlauf gegen die Zeit. Als Direktor des israelischen Simon-Wiesenthal-Zentrums jagt der 66-Jährige die letzten lebenden NS-Kriegsverbrecher. Er will sie zur Verantwortung ziehen, bevor sie sterben. Jährlich veröffentlicht das Zentrum dazu eine Liste mit den zehn meistgesuchten NS-Verbrechern, nun startete das Zentrum einen neuen Aufruf.

Umso mehr ärgert er sich über Nachrichten wie jene von Anfang Dezember. Da wurde bekannt, dass Alois Brunner, die rechte Hand Adolf Eichmanns bei der Deportation der Juden, tot ist. Zuroff wusste zwar, dass sich Brunner in Syrien aufhält und geschützt wurde. "Ich habe trotzdem gehofft, dass man ihn zur Rechenschaft ziehen kann."

Den Eichmann-Prozess hatte Zuroff als Zwölfjähriger in New York am Fernseher verfolgt. Er hatte den Namen bis dahin nie gehört, in den USA hätten die Juden eigentlich nie über den Holocaust gesprochen. Erst der Sechs-Tage-Krieg im Juni 1967 weckte in ihm das Gefühl, dass sein Volk bedroht sein könnte und verhindert werden müsse, dass sich so etwas wie der Holocaust wiederholt. Er ging nach Israel.

Seitdem treibt der Wunsch nach Gerechtigkeit ihn an. "Hunderttausende waren am Holocaust beteiligt", sagt er. "Man nennt sie manchmal ,kleine Fische', weil sie nur Feldwebel waren oder Unteroffizier und keine der wichtigen Befehlshaber. Meine Antwort darauf ist: Wenn es die Person war, die Ihre Großmutter umgebracht hat, ist er für Sie der größte Fisch im Meer."

Von Jerusalem aus sammelt das Zentrum daher Informationen aus allen Teilen der Welt über vermeintliche Kriegsverbrecher. Zuroff beschreibt seinen Beruf als Mischung aus Detektiv, Lobbyist und Historiker. An den Ruhestand denkt er noch nicht. Es gäbe noch viele alte NS-Verbrecher zu jagen. Mitleid hat er mit keinem von ihnen: "Ich habe nie einen Nazi-Verbrecher getroffen, der seine Taten bereut hätte."

(RP)
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