Schwerin Dunkle Wolken über Mecklenburg-Vorpommern

Schwerin · Beim Wahlkampfabschluss der AfD-Landespartei in Schwerin zeigt sich Spitzenkandidat Leif-Erik Holm siegessicher.

Es ist ein stimmiges Bild, das sich Beobachtern an diesem Abend am Schweriner Schlossplatz zeigt: Kurz vor Beginn des AfD-Wahlkampfabschlusses in Mecklenburg-Vorpommern ziehen dunkle Wolken auf, es beginnt zu gewittern. Stürmische Zeiten kommen auf das Bundesland an der Ostsee zu, denn die Rechtskonservativen liegen vor der Landtagswahl an diesem Sonntag in aktuellen Umfragen mit 22 Prozent gleichauf mit der CDU.

Mit entsprechend viel Rückenwind tritt kurze Zeit später Leif-Erik Holm, ehemaliger Radiomoderator und inzwischen AfD-Spitzenkandidat, auf die kleine Bühne. Rund 200 Unterstützer haben sich eingefunden, um den Worten des 46-Jährigen zu folgen. Holm gibt sich charismatisch, ist sprachlich gewandt, erscheint beinahe sympathisch. "Was für eine Labertasche", sagt ein älterer Mann, der das Geschehen aus sicherer Entfernung verfolgt und sich anschließend kopfschüttelnd abwendet mit den Worten: "Wo soll das alles nur hinführen?"

Es ist nicht das Auftreten Holms, das beängstigend wirkt, es sind seine Ausführungen. Wortgewaltig lästert er über die "herrschende Klasse", stellt abwechselnd die "Sozis" und die "Inländerfeinde der CDU" an den Pranger. Innere Sicherheit, Bildung und Familienpolitik sind seine Themen. Doch von eigenen Ideen ist lange nichts zu hören. Eher Kampfansagen. "Wir werden aufdecken, was falsch läuft. Wir werden den Filz in diesem Land bekämpfen." Nachdem die CDU nun auf den AfD-Zug aufgesprungen sei und einige Forderungen seiner Partei, wie etwa die nach einem Burka-Verbot, aufgeschnappt habe, fragt er: "Ist die CDU nun etwa rechtsextrem geworden? Oder sind wir es am Ende etwa nie gewesen?" Natürlich nicht, so seine Antwort. Es werde auch keine Kooperation mit der NPD geben. Zuvor hatte Holm gesagt, die AfD werde nicht, wie alle Fraktionen konsequent gegen NPD-Anträge stimmen, selbst wenn sie diese inhaltlich unterstützen.

Insgesamt zeigt sich Holm in seiner Rede allerdings moderater als die ebenfalls angereisten Alexander Gauland und Beatrix von Storch. Beide werden mit tosendem Applaus empfangen. Gauland geht direkt in die Vollen: "Was macht ein Afghane in Deutschland und trinkt Kaffee am Ku'damm, während unsere Jungs dort die Demokratie wieder herstellen? Die sollen gefälligst zurückkehren und ihr Land wieder aufbauen." Kein Wort darüber, dass auch die westliche Politik ihren Teil zur Lage in Afghanistan beigetragen hat. Stattdessen: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland." Seine Vorfahren hätten 1683 vor Wien diesem Spuk ein Ende bereitet und er wolle nicht, dass dies nun erneut nötig werde. Bei diesen Worten zucken selbst einige AfD-Anhänger zusammen. Beatrix von Storch richtet ihren Blick derweil auf das Echo, das diese Wahl erzeugen werde. "Dieses Signal wird europaweit gehört werden." Dennoch sei sie enttäuscht über die Umfragewerte - mit 22 Prozent würden sie die absolute Mehrheit verfehlen.

Inzwischen haben neben dem Schlossplatz zahlreiche Passanten angehalten. Mit teilweise angewiderten Blicken folgen sie der Veranstaltung. Zu ihnen gehört auch Jan-Dirck Budden. Der 52-Jährige hofft, dass die AfD nicht die derzeitigen Umfragewerte erreicht und es erneut zu einer großen Koalition kommt. "Die AfD verbreitet nur Angst und hat leider Erfolg damit. Das Land ist zerrissen." Aber die Probleme seien hausgemacht, vor allem in den Küstenregionen in Vorpommern fühlten sich die Menschen abgehängt, hätten keine Perspektive. "Man hat vergessen, die Leute mitzunehmen."

Derweil geht die Abschlusskundgebung dem Ende entgegen. Leif-Erik Holm lässt sich feiern und stimmt die Nationalhymne an. Doch sie wird übertönt von der "Ode an die Freude", lauthals gesungen von den Gegendemonstranten.

(p-m)
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