Persönlich Donald Wuerl . . . wartet auf Antwort vom Papst

Er ist ein Mann mit Macht und Mut. Kardinal Donald Wuerl ist Erzbischof in Washington, der Hauptstadt der USA. Kein leichtes Amt, denn Amerikas Katholiken bilden ein buntes Völkchen unterschiedlichster Glaubensausformungen. Sie reichen von sehr konservativ bis liberal. Da bedarf es eines geschickten Vermittlers, der mit Mut seine Meinung und seinen Standpunkt durchsetzen kann. Und wo das nicht klappt, muss eben ein Kompromiss her. Kardinal Wuerl gilt in diesem Fach als Meister. Er wäre auch ein guter Diplomat. Ihm geht es in erster Linie um die Sache und nicht um die persönliche Profilierung.

Der Theologe, der im Dezember 1966 zum Priester geweiht worden war und der im November seinen 75. Geburtstag gefeiert hatte, reichte kurz darauf beim päpstlichen Nuntius in Washington seinen Amtsverzicht ein. Dem kann der Papst entsprechen, er muss es aber nicht. Nun wartet Wuerl geduldig auf Antwort. Nach eigenen Worten sieht er der Entscheidung entspannt entgegen. Kann er bald mehr Bücher schreiben, oder hält ihn Papst Franziskus noch eine Weile im Amt? Kardinal Wuerl ist ein getreuer Gefolgsmann des Papstes. Amerikas Gesellschaft ist gespalten. Das schlägt auch auf die Katholiken durch. Vielen ist der Kurs des Papstes zu sehr auf das soziale Gewissen ausgerichtet, anderen ist er zu konservativ in moralisch-sittlichen Fragen. In der US-Bischofskonferenz unter Leitung von Erzbischof Joseph Kurtz aus Louisville (Kentucky) geben die Konservativen gegenüber den Franziskus-nahen Bischöfen den Ton an. Die Konservativen kritisieren Wuerl, weil er zu flexibel auf den Zeitgeist antworte. Auch sei er bei der Familiensynode im Herbst im Vatikan zu sehr dem Franziskus-Lager verhaftet gewesen. Für die USA braucht der Papst einen ausgleichenden Kirchenmann. Es wäre daher eine Überraschung, wenn Franziskus zu früh auf das vermittelnde Geschick seines Washingtoner Kardinals verzichten würde.

(RP)
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