Die Welt wartet nicht

Welche politischen Folgen die lahmende Regierungsbildung in Berlin hat, zeigt dieser Tage am besten ein Blick ins Ausland. Zum Beispiel nach Peking. Dort trat der französische Präsident Emmanuel Macron jetzt als Europas starker Mann auf. Während Bundeskanzlerin Merkel und ihre Unionisten mit den Sozialdemokraten weiter darüber fingerhakeln, wer in der nächsten Legislaturperiode wie viele Milliarden für seine Klientel verpulvern darf, bringt sich der Franzose als der neue Vorzugspartner der Chinesen in Stellung. Nicht weil sein Land plötzlich so viel interessanter für Chinas Führung geworden wäre. Sondern weil in Berlin nun schon seit Monaten Lähmung herrscht.

Die chinesische Aufmerksamkeit für Macron zeigt, dass die Welt eben nicht ewig auf Deutschland wartet. In dieser Situation muss man geradezu dankbar sein, dass Frankreich seine internationale Rolle neuerdings wieder selbstbewusster interpretiert. Allerdings müssen Deutsche und Franzosen aufpassen, dass sie sich von China nicht gegeneinander ausspielen lassen. Es wäre nicht der erste Versuch.

(RP)
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