Deutschland Die Landkarte der Sicherheit

Berlin · Die meisten Bundesländer haben bei der Polizei Personal abgebaut. NRW schneidet schlecht ab, auch was die Einbruchszahlen betrifft.

So gut ist die Polizei in den Bundesländern aufgestellt
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So gut ist die Polizei in den Bundesländern aufgestellt

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Foto: Radowski

Seit den Ereignissen der Silvesternacht diskutiert Deutschland über die personelle Ausstattung der Polizei. Es vergeht kein Tag, an dem nicht mehr Einsatzkräfte gefordert werden. Doch wie viele Polizisten stehen den Bundesländern tatsächlich zur Verfügung, die hauptverantwortlich für die Kriminalitätsbekämpfung sind? Da keine zentrale Statistik diese Daten erfasst, hat unsere Redaktion bei den 16 Innenministern und -senatoren der Länder nachgefragt. Die so gewonnenen Daten zeigen, wie unterschiedlich die Situation der Polizei in den einzelnen Bundesländern ist.

Polizeidichte Sie schwankt erheblich, von 224 Polizisten pro 100.000 Einwohner in Rheinland-Pfalz bis zu 473 in Berlin. Dass die Zahlen in den drei Stadtstaaten (Berlin, Hamburg, Bremen) am höchsten sind, ist einfach zu erklären: Neben den Einwohnern gibt es Millionen von Besuchern in den Städten, viele Großveranstaltungen finden statt, und die Kriminalität in der Großstadt ist höher als auf dem Land. Bei der Polizeidichte zeigen sich, grob gesagt, drei Gruppen: Auf die Stadtstaaten folgen die neuen Bundesländer, am Ende befinden sich die westdeutschen Flächenstaaten - mit einer großen Ausnahme: Bayern.

Allerdings rechnen der Freistaat, Brandenburg und NRW auch Verwaltungsmitarbeiter ein, die nicht im Vollzug arbeiten. Berücksichtigt man das, schicken Bayern und Brandenburg immer noch mehr Polizisten auf die Straßen als die meisten anderen Länder. Und NRW landet dann auf dem letzten Platz. In keinem anderen Bundesland ist das Verhältnis zwischen Polizeikräften und Einwohnern so schlecht - auch das niedersächsische Landesamt für Statistik kam für das Jahr 2013 zu diesem Ergebnis. Ausgerechnet das am dichtesten besiedelte Flächenland ist am dünnsten mit Polizisten besetzt.

Personalveränderung "NRW hat das Problem erkannt und stellt wieder mehr ein", sagt Jörg Radek, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). In der Tat gehört Nordrhein-Westfalen mit rund 1,5 Prozent Plus zu sieben Bundesländern, die in den vergangenen fünf Jahren neue Stellen geschaffen haben. Bayern hat mit einer achtprozentigen Zunahme eine Ausnahmestellung inne. Neun Länder haben dagegen Stellen gestrichen, besonders massiv Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen. Damit setzt sich nach Angaben der GdP ein Trend fort: Seit 1997 seien mindestens 16.000 Stellen im Polizeidienst weggefallen, gleichzeitig hätten Polizisten mehrere Millionen Überstunden angesammelt. "Durch die Personalknappheit und die gestiegenen Anforderungen - nicht zuletzt im Zuge der Flüchtlingskrise - müssen wir Aufgaben wie Verkehrsüberwachung und Einbruchsbekämpfung vernachlässigen", sagt Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Steigende Kriminalität Die Zahlen scheinen den Gewerkschaften recht zu geben. Nach der polizeilichen Kriminalstatistik stieg etwa die Zahl der Wohnungseinbrüche von 106.107 Fällen 2006 auf 152.123 im Jahr 2014. Während sie in allen Ländern stieg, ist das Ausmaß sehr unterschiedlich: In den Stadtstaaten sind Wohnungseinbrüche um ein Vielfaches häufiger als in Flächenstaaten wie Thüringen und Bayern. Und in keinem anderen Flächenland wird so häufig eingebrochen wie in NRW. Dass die Täter je geschnappt werden, ist eher unwahrscheinlich. Die Aufklärungsquoten reichen von 6,6 Prozent in Berlin bis 35,1 Prozent in Thüringen.

(RP)
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