Düsseldorf Die bisherigen TV-Duelle

Düsseldorf · Angela Merkel trat gestern gegen den mittlerweile vierten SPD-Mann an. Mehr als 20 Millionen Zuschauer von fünf deutschen Sendern verfolgten das Duell. Insgesamt 350 Journalisten aus aller Welt waren in einem angrenzenden Gebäude in Berlin-Adlershof beim Schlagabtausch dabei.

Angela Merkel vs Martin Schulz: Bilder vom TV-Duell 2017
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Merkel vs Schulz: Die Bilder vom TV-Duell 2017

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Foto: dpa, wst

Schon in der Vergangenheit war das Interesse an den deutschen TV-Duellen hoch. Manche Debatten waren vielleicht nicht wahlentscheidend, zum Teil aber unterhaltsam. Ein kleiner Überblick:

Beim ersten TV-Duell schickt die Union den bayerischen Regierungschef ins Rennen. Schnell werfen er und Schröder sich gegenseitig politisches Versagen bei Arbeitsmarkt, Steuern und Zuwanderung vor. Schröder: "Sie versprechen ja allen alles." Inhaltlich gibt es kaum Neuigkeiten. Umfragen sagen danach: unentschieden. Doch schneidet Stoiber vor fast 15 Millionen Zuschauern besser ab als erwartet. "Ich drehe ja inzwischen Auswärtsspiele zu Heimspielen um", jubelt er später.

Angesichts der Kopf-an-Kopf-Wahlumfragen wird es in Runde zwei lebhafter - auch dank der lockeren Moderatorinnen Maybrit Illner und Sabine Christiansen. Der Bayer bläst zur Attacke und wirft Schröder vor, im Streit um einen US-Angriff auf den Irak die deutsch-amerikanische Freundschaft zu beschädigen. Der Kanzler ist "gegen eine militärische Intervention". Stoiber bringt immer wieder "Schröders Arbeitslose" in die Debatte ein. Doch fällt der CSU-Chef gegenüber seinem vorherigen Auftritt zurück. Am Ende sehen die Umfragen den Amtsinhaber vorn. Rund 15 Millionen sind am TV dabei.

Die beiden Kontrahenten tasten sich nicht lange ab. Merkels erste Attacke: Bei der Ökosteuer seien die Bürger "schlichtweg betrogen worden". Der fernseherfahrene Bundeskanzler lenkt die Diskussion postwendend auf Merkels Finanzfachmann Paul Kirchhof. Dessen Konzept sei "ungerecht", wenn sowohl Sekretärin als auch Vorstandschef einheitlich 25 Prozent Einkommensteuer zahlen sollten. Beide streiten heftig über Steuern. Vor knapp 21 Millionen TV-Zuschauern entscheidet der Kanzler den Schlagabtausch in Sachen Sympathie für sich. Merkel wird aber als kompetenter gesehen.

Der Außenminister setzt auf Angriff, während sich die Kanzlerin müht, ihren Wohlfühl-Wahlkampf durchzuziehen. "Eine bessere Alternative" sei er, sagt Steinmeier selbstbewusst. Merkel spricht er nicht als Kanzlerin an, sondern als "Kandidatin". Die CDU-Chefin verzichtet auf einen Schlagabtausch und lobt lieber die große Koalition, die "gut gearbeitet" habe - eben unter ihrer Führung. Vor gut 14 Millionen Zuschauern wird im harmlosen Duell immer mehr der Anschein erweckt, beide könnten auch gut miteinander weiter regieren. Umfragen sehen keinen klaren Sieger.

Der Ansatz des Ex-Finanzministers: Merkels Politikstil demaskieren, aber nicht zu offensiv, um nicht arrogant rüberzukommen. Der in Umfragen weit zurückliegende Herausforderer wirft Merkel "vier Jahre schwarz-gelben Kreisverkehr" vor. Bei einem Thema pocht er auf Klartext - und Merkel liefert: "Mit mir wird es eine Maut für Autofahrer nicht geben." Die Kanzlerin trägt vor etwa 17,6 Millionen Zuschauern die berühmt gewordene schwarz-rot-goldene Halskette. Umfragen sehen keinen Sieger.

(RP)
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