Interview Thomas Weski "Die Anstrengung bleibt verborgen"

Thomas Weski ist Kurator, hat eine Ruff-Schau am Haus der Kunst in München betreut und verfolgt das Schaffen des Künstlers seit Jahren.

Was zeichnet Ruffs Werk aus?

Weski Die Verbindung von Analyse und Bildfindung. Hinter der sachlichen und distanzierten Formsprache seiner Bilder verbirgt sich eine sehr subjektive Sicht auf die Welt. Das ist ein spannendes Paradox.

Worin liegt das Subjektive?

Weski In der Auswahl der Motive und ihrer Bearbeitung. Oft eignet sich Ruff vorhandene mediale Bilderwelten an, unterscheidet also nicht zwischen Fremdem und Eigenem. In seiner künstlerischen Forschung untersucht er seit fast 40 Jahren die Möglichkeiten der Fotografie und ihrer Bildherstellungstechnologien. Das macht er systematisch wie ein Wissenschaftler, wendet sich mit jeder Werkgruppe neuen Phänomenen, einer neuen Gebrauchsweise oder technischen Entwicklung zu. Das finde ich in der Summe und Konsequenz als bildhafte Analyse sehr interessant.

Die Erforschung der Mittel der Fotografie verbindet seine Werke?

Weski Ja, das habe ich am Anfang nicht gleich erkannt, aber so ist es. Ruff beschäftigt sich mit der technischen Entwicklung der Fotografie, der wie er sagt "größten Bewusstseinsveränderungsmaschine, die auf den Menschen einwirkt". Dabei hat er selbst den Wandel von analoger zu digitaler Technik in seinem Werk vollzogen. Manche seiner Arbeiten sind nur noch in der Anmutung Fotografie, aber komplett digital entstanden.

Sind Sie mit Ruff befreundet?

Weski Wir kennen uns sehr lange. Aber sind wir befreundet? Kann man das sein - als Künstler und Kurator? Verliert man da nicht die nötige Distanz? Ich schätze ihn jedenfalls als bescheidenen, zugänglichen, hilfsbereiten Menschen und interessanten Gesprächspartner. Er hat einen trockenen Humor und wirkt enorm entspannt. Welche Anstrengung in seinem Werk steckt, ahnt der Betrachter nicht, alles kommt leicht daher. Das alles bewundere ich sehr.

(RP)
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