Diakonie handelt kurzsichtig

In den meisten Branchen ist der Fachkräftemangel – zumindest laut Statistik – noch nicht angekommen. Anders im Pflegebereich, wo Engpässe nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bereits spürbar sind. Und gerade dort spart die Diakonie an den Personalkosten, hat still und heimlich die Altenpflegehelfer in eine niedrigere Lohngruppe verfrachtet. Ein fatales Signal in einer Zeit, in der Menschen für diesen Berufszweig begeistert werden sollen.

Unbestritten ist die Konkurrenz in der Branche hart. Die kirchlichen Arbeitgeber tummeln sich dennoch auf diesem umkämpften Markt, weil sie im Sinne des Evangeliums Dienst am Nächsten leisten wollen. Doch wenn sie dies nur mit Lohndumping schaffen, verlieren sie den Blick für den Nächsten aus dem Auge. Die Diakonie verprellt mit ihrem Vorgehen nicht nur potenzielle Pflege-Fachkräfte der Zukunft, sie zementiert zusätzlich ihr ohnehin schlechtes Image. Outsourcing, Leiharbeitsfirmen – und nun auch noch die niedrige Bezahlung derjenigen, die eine alternde Gesellschaft dringend benötigt. Dass sie damit bislang durchgekommen ist, liegt an dem Sonderweg für kirchliche Arbeitgeber, der unter anderem ein Streikverbot vorsieht. Dass mehrere Arbeitsgerichte diesen Weg zuletzt verworfen haben, ist angesichts des aktuellen Falles nachvollziehbarer denn je.

(RP)
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