Bundespräsident besucht Kirche in der Türkei Wulff: Religionsfreiheit ist Menschenrecht

Tarsus (RPO). Bundespräsident Christian Wulff hat volle Religionsfreiheit für die Christen in der Türkei gefordert. Dies sei ein "Menschenrecht", sagte Wulff am Donnerstag nach einem ökumenischen Gottesdienst in der Paulus-Kirche im südtürkischen Tarsus. Wulff verwies darauf, dass auch Muslime in Deutschland ihren Glauben frei ausleben dürften.

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Tarsus ist der Geburtsort des Apostels Paulus. Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Paulus-Kirche ist offiziell ein Museum, in dem Gottesdienste nur mit Genehmigung der Behörden möglich sind. Die katholische Kirche verlangt die dauerhafte Öffnung des Baus für religiöse Zeremonien.

Mit seiner Visite in Tarsus unterstrich der Bundespräsident diesen Wunsch. Zu Wulffs Besuch kamen auch Würdenträger der syrisch-orthodoxen, griechisch-orthodoxen und armenischen Kirchen nach Tarsus. Das Vaterunser wurde im Gottesdienst vom syrisch-orthodoxen Bischof Grigorius Melki Ürek in aramäischer Sprache vorgetragen, der Sprache von Jesus Christus.

Der Pfarrer der deutschen protestantischen Gemeinde in Istanbul, Holger Nollmann, wies in seiner Predigt auf die "schlechte rechtliche und gesellschaftliche Lage" der rund 100.000 Christen in dem ganz überwiegend muslimischen EU-Bewerberstaat Türkei hin.

Besuch in Istanbul am Freitag

Wulff sagte anschließend, Verbesserungen seien vor allem in drei Bereichen nötig: beim fehlenden Rechtsstatus der christlichen Kirchen, beim Unterhalt der Kirchen und bei der Priesterausbildung. Am Freitag will Wulff in Istanbul auch mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., über die Lage der Christen sprechen.

Bei aller Kritik an der Situation der Minderheit begrüßte Wulff aber auch die in den vergangenen Jahren eingeleiteten Reformen für die Christen. Die Türkei befinde sich auf dem richtigen Weg, sagte er. Seine Forderung nach Religionsfreiheit verband er erneut mit dem Hinweis auf die Möglichkeiten einer freien Religionsausübung für die Muslime in Deutschland.

Bekenntnis zum christlichen Erbe

Schon in seiner Rede vor dem türkischen Parlament am Dienstag hatte Wulff die Türkei aufgerufen, sich zu ihrem reichen christlichen Erbe zu bekennen. Auf dem Gebiet der heutigen Türkei wirkte Paulus, wurden die Anhänger von Jesus zum ersten Mal 'Christen' genannt und wurden bei Konzilen wichtige Grundlagen des Glaubens gelegt.

Wulffs erster Staatsbesuch in der Türkei geht am Freitag in Istanbul mit der Grundsteinlegung der seit langem geplanten deutsch-türkischen Universität und Wirtschaftsgesprächen zu Ende. Der Bundespräsident wird am späten Freitagabend in Berlin zurückerwartet.

(AFP/csi)
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