Haushalt Deutschland gab 2016 fast 22 Milliarden Euro für Flüchtlinge aus

Berlin · Die Bundesregierung hat 2016 nach eigenen Angaben rund 21,7 Milliarden Euro zur Bewältigung der Flüchtlingskrise ausgegeben. Der Bund hat den Haushalt 2016 dennoch mit einem Überschuss von 6,2 Milliarden Euro abgeschlossen.

 Ein Mann schreibt das Wort Integration auf eine Tafel.

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Foto: dpa

Nach dem am Freitag veröffentlichten Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums sind für dieses Jahr weitere 21,3 Milliarden Euro für die Versorgung der Flüchtlinge eingeplant. Dass die große Koalition 2016 nicht nur die "schwarze Null" im Haushalt halten, sondern auch einen Überschuss machen konnte, hat sie vor allem hohen Steuereinnahmen und niedrigen Zinsen zu verdanken.

Alleine zur Bekämpfung von Fluchtursachen gab der Bund im vergangenen Jahr rund 7,1 Milliarden Euro aus: Unter anderem verdreifachte Deutschland dabei mit 1,4 Milliarden Euro seine Mittel für humanitäre Hilfe in Krisenregionen.

Die Summe gliedert sich wie folgt: Für die Aufnahme, Registrierung und Unterbringung von Asylsuchenden gab der Bund 1,4 Milliarden Euro aus, für Integrationsleistungen weitere 2,1 Milliarden Euro. Sozialtransfers des Bundes nach Asylverfahren schlugen mit weiteren 1,7 Milliarden Euro zu Buche. Als unmittelbare Entlastung stellte die Bundesregierung außerdem den Bundesländern und Kommunen 9,3 Milliarden Euro zur Verfügung.

In den Berechnungen des Bundesfinanzministeriums sind die positiven Konjunktureffekte durch die Flüchtlingsausgaben des Bundes wie zusätzliche Bau-Investitionen nicht aufgeschlüsselt. So sagte der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner: "Man kann das auch als ein riesiges Konjunkturprogramm bezeichnen."

Ein sehr großer Teil des Geldes sei weitergeflossen in die Wirtschaft, etwa über die Ausgaben von Flüchtlingen für Lebensmittel und anderes, später über Mietzahlungen oder wegen Bau-Investitionen: "Das dürfte für über 90 Prozent der Bundesausgaben gelten." Im Jahr 2015 waren rund 890.000 Asylsuchende nach Deutschland gekommen, 2016 nach derzeitigem Stand nur noch 280.000 Menschen. "Die hohen Einreisezahlen waren auf das Jahr 2015 beschränkt", heißt es im Monatsbericht des Ministeriums.

Die EU-Staaten und ihre Flüchtlingspolitik
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Trotz der Sonderbelastung durch die Flüchtlingskrise konnte der Bund 2016 das dritte Jahr in Folge auf neue Schulden verzichten ("schwarze Null"). Einen Anteil daran haben die guten Steuereinnahmen: Mit rund 289 Milliarden Euro nahm der Bund im vergangenen Jahr rund 2,6 Prozent mehr Steuern ein als im Vorjahr. Bei den Bundesländern betrug das Plus sogar 7,7 Prozent auf 288,6 Milliarden Euro. Zudem musste der Bund 2016 nur 17,5 Milliarden Euro Zinsen bezahlen - das waren 2,8 Milliarden Euro weniger als erwartet worden war. 2015 waren für Zinsen noch über 21 Milliarden Euro fällig gewesen.

(klik/REU/dpa)
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