Michael Kretschmer Vom Wahlverlierer zum Ministerpräsidenten in Sachsen

Berlin · Auf eine bittere Niederlage bei der Bundestagswahl folgt für den sächsischen CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer ein politischer Aufstieg. Wer ist der Mann, der nun in Sachsen Ministerpräsident werden soll?

 Michael Kretschmer, Generalsekretär der CDU Sachsen, bei einer Rede am 6. Oktober in Dresden. Er soll nach dem Willen von Sachsens langjährigem Regierungschef Stanislaw Tillich diesem nach dessen überraschendem Rücktritt nachfolgen.

Michael Kretschmer, Generalsekretär der CDU Sachsen, bei einer Rede am 6. Oktober in Dresden. Er soll nach dem Willen von Sachsens langjährigem Regierungschef Stanislaw Tillich diesem nach dessen überraschendem Rücktritt nachfolgen.

Foto: dpa, skm pat

Nachdem der 42-Jährige bei der Wahl im September seinen eigenen Wahlkreis in Görlitz gegen einen AfD-Bewerber verloren hatte, soll er nun Nachfolger von Stanislaw Tillich als Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzender werden. Der bisherige Regierungschef schlug Kretschmer am Mittwoch als seinen Nachfolger in beiden Ämtern vor.

In seinem Wahlkreis Görlitz unterlag der CDU-Politiker am 24. September mit 31,4 Prozent der Erststimmen knapp dem AfD-Direktkandidaten, der auf 32,4 Prozent kam. In Sachsen lag die rechtspopulistische Partei, die mit bundesweit 12,6 Prozent der Stimmen erstmals in den Bundestag einzog, insgesamt mit 27 Prozent der Stimmen hauchdünn vor der Union mit 26,9 Prozent. Auch deshalb stand Tillich zuletzt erheblich unter Druck. Nun erklärte der CDU-Landeschef und Regierungschef, er wolle die Verantwortung "in jüngere Hände" übergeben.

Sein Wahl fiel dabei auf Kretschmer, der bereits seit 2005 Generalsekretär der sächsischen Union ist. Das Präsidium der Partei stellte sich einstimmig hinter den Vorschlag. Im Dezember soll es zum Stabwechsel kommen.

Der am 7. Mai 1975 in Görlitz geborene Kretschmer erwarb nach einer Ausbildung zum Büroinformationselektroniker auf dem zweiten Bildungsweg seine Fachhochschulreife. Danach studierte er in Dresden Wirtschaftsingenieurwesen.

Seine Begeisterung für Politik weckte bei ihm der Wendeherbst 1989. Auf seiner Website schreibt er, dass ihn Freunde aus der jungen Gemeinde dafür begeistert hätten, mit denen er die damaligen Friedensgebete in seiner Heimatstadt besucht habe. Es sei für ihn eine "bis heute prägende Zeit".

Im Jahr 1994 wurde Kretschmer Stadtrat in Görlitz. Schließlich zog er 2002 in den Bundestag ein, dem der Vater von zwei Söhnen bis zur Bundestagswahl vor dreieinhalb Wochen angehörte. Seit der Wahl 2009 war er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Bildung, Forschung, Kunst, Kultur und Medien. Von 2013 bis 2017 stand er an der Spitze der Landesgruppe Sachsen der Unionsfraktion.

 Der Landesvorsitzende der CDU und sächsische Ministerpräsident, Stanislaw Tillich (rechts), und der Generalsekretär der sächsischen Union, Michael Kretschmer, heben am 05. November 2016 auf dem Landesparteitag der CDU Sachsen im sächsischen Glauchau ihre Stimmkarten.

Der Landesvorsitzende der CDU und sächsische Ministerpräsident, Stanislaw Tillich (rechts), und der Generalsekretär der sächsischen Union, Michael Kretschmer, heben am 05. November 2016 auf dem Landesparteitag der CDU Sachsen im sächsischen Glauchau ihre Stimmkarten.

Foto: dpa, hsc pzi dna

Doch bei der Bundestagswahl im September endete seine steile politische Karriere zunächst. "Das war ein ordentlicher Magenschwinger und eine Zäsur für mich persönlich", sagte Kretschmer nach der Wahlniederlageder Tageszeitung "Die Welt". Er sei 15 Jahre begeisterter Abgeordneter gewesen und hätte es gern weitergemacht. Jetzt komme es anders, das akzeptiere er.

"Ich werde mich auch neu orientieren", kündigte Kretschmer vor drei Wochen an. Diese Orientierungsphase ging nun schneller als von vielen erwartet zu Ende. Ab Dezember dürfte er die neue Nummer eins der sächsischen CDU und Regierungschef in Dresden sein.

(sbl)
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