Umfrage zu Fluchtursachen Viele Syrer hoffen auf Rückkehr in ihre Heimat

Berlin · Tag für Tag kommen auch in Deutschland Flüchtlinge aus Syrien an, die vor dem Bürgerkrieg dort fliehen. Wen aber machen sie für die Eskalation der Lage in ihrer Heimat verantwortlich? Und können sie sich überhaupt eine Rückkehr dorthin vorstellen? Eine neue Umfrage gibt darüber Aufschluss.

Flüchtlinge stellen Deutschland vor organisatorische Herausforderung
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Flüchtlinge stellen Deutschland vor organisatorische Herausforderung

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Foto: dpa, car pzi

In Bezug auf die Flüchtlingsfrage dreht sich in Deutschland derzeit alles darum, wie man die Menschen unterbringen und integrieren kann. Der Konflikt in Syrien scheint da oftmals in weite Ferne gerückt — die Debatte konzentriert sich angesichts des Handelns Russlands vor allem auf die Frage, ob man mit dem Regime von Präsident Baschar al-Assad zusammenarbeiten muss, um die Terromiliz IS zu bekämpfen. Wie aber sehen die Syrer selbst den Konflikt in ihrer Heimat? Das zeigt nun eine Umfrage.

Die Aktivisten von "Adopt a Revolution" haben mit Unterstützung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung im September rund 900 syrische Flüchtlinge in Deutschland zu ihren Fluchtursachen und ihren Zukunftsaussichten befragt. Sie trafen sie in fünf Städten in Deutschland — vor Erstaufnahmeeinrichtungen, Flüchtlingsheimen oder Registrierungstellen. 88 Prozent der Befragten waren männlich, 61 Prozent gaben an, keine Kinder zu haben. Die größte Gruppe war die der 16- bis 25-Jährigen (45 Prozent).

Die meisten sahen unmittelbare Gefahr für ihr Leben

92 Prozent der Befragten sagten denn auch, dass sie vor den bewaffneten Auseinandersetzungen in ihrer Heimat geflohen seien. So sahen 68,6 Prozent der befragten Flüchtlinge angesichts der Lage in Syrien eine unmittelbare Gefahr für ihr Leben — der am häufigsten genannte Grund. 13,3 Prozent — und damit auf dem zweiten Platz — gaben ökonomische Gründe an. Die unmittelbare Gefahr für das eigene Leben sehen die Menschen dabei nicht nur im Krieg an sich. 86 Prozent nannten da auch die Angst vor Verhaftungen und Entführungen sowie 73 Prozent den Einsatz von Fassbomben.

Während in der westlichen Welt vor allem die Gräueltaten des IS im Vordergrund stehen, ist es für die syrischen Flüchtlinge laut der Umfrage aber vielmehr das Assad-Regime der Grund, warum sie sich letztlich zur Flucht entschlossen. So gaben 69,5 Prozent der Befragten an, das Regime sei der Hauptgrund für die Kämpfe. 31,6 Prozent machten die Terrormiliz des Islamischen Staates dafür verantwortlich und immerhin noch 17,8 Prozent die Rebellen der Freien Syrischen Armee.

Die meisten wollen zurück nach Syrien

Wie aber kann man dafür sorgen, dass sich nicht noch mehr Menschen gezwungen sehen, aus Syrien zu fliehen? Geht es nach den Flüchtlingen selbst, dann spricht sich eine Mehrheit von 58 Prozent für eine Flugverbotszone aus, um den Abwurf von Fassbomben zu verhindern. 38 Prozent wollen einen Stopp von Waffenlieferungen an alle Kriegsparteien. Eine Unterstützung des Assad-Regimes, so wie es derzeit diskutiert wird, befürworten übrigens nur 5,8 Prozent der Befragten.

Überhaupt spielt das Assad-Regime auch eine Rolle, wenn es um die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat geht. Denn die meisten der Befragten gaben an, durchaus zurückkehren zu wollen — allerdings erst dann, wenn Baschar al-Assad nicht mehr an der Macht ist (51,5 Prozent). Ein Ende des Krieges nannten 68 Prozent als Bedingungen für eine Rückkehr, 42 Prozent freie Wahlen. Dass der IS das Land verlässt, wäre für 44 Prozent ein Grund, wieder in die Heimat zu gehen. In Deutschland bleiben wollen laut der Umfrage übrigens gerade einmal 8,4 Prozent.

(das)
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