Parteien 7 Gründe für den Umfragen-Erfolg der AfD

Düsseldorf · Die AfD reibt sich die Hände. In aktuellen Umfragen erzielt sie mittlerweile bis zu 13 Prozent. Ein Beben im deutschen Parteiensystem. Sieben Gründe für diese Entwicklung.

Alexander Gauland (AfD) ist ein altmodischer Konservativer
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Alexander Gauland - AfD-Vize und Russlandversteher

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Die AfD reibt sich die Hände. In aktuellen Umfragen erzielt sie mittlerweile bis zu 13 Prozent. Ein Beben im deutschen Parteiensystem. Sieben Gründe für diese Entwicklung.

Eine rechtspopulistische, in Teilen offen rechtsextreme Partei als drittstärkste Kraft. Das hat es in Deutschland noch nicht gegeben. Nach den Daten des Instituts Insa im Auftrag der "Bild"-Zeitung kommt die Alternative für Deutschland auf einen Höchststand von 13 Prozent. Innerhalb von zwei Monaten hat sie ihre Werte damit fast verdoppelt. Im August lag sie noch bei kümmerlichen drei Prozent.

Ein Steilflug. Verursacht haben ihn sieben Faktoren.

  1. Die Krise Mit der Flüchtlingskrise hat sich eine Krisenstimmung gebildet, wie das Land seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. Vokabeln wie Kontrollverlust des Staates, Überforderung, Vertrauensverlust sind Usus geworden in Talkshows und Kommentaren. In der Krise, das lehrt die Erfahrung, wächst die Sehnsucht nach einfachen Antworten. Die AfD bietet sie an.
  2. Die Regierung Die Kehrseite dazu bietet die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Sie erweckt den Eindruck der Handlungsunfähigkeit. Obwohl die Koalitionsspitzen eine Verschärfung des Asylpakets bereits im November beschlossen, ist es immer noch nicht im Kabinett, geschweige denn auf den Weg gebracht.
  3. Zerstrittenheit Feste Gewissheiten in der politischen Landschaft lösen sich auf. CDU und CSU streiten mehr als Regierung und Opposition, selbst innerhalb der CDU dreschen sie aufeinander ein. Kanzlerin Angela Merkel, noch vor wenigen Monaten über allen Dingen schwebend, erlebt einen dramatischen Ansehensverlust. Vor allem Unionswähler wenden sich ab.
  4. Das A2-Manöver Zum Verdruss der Bürger trägt auch parteipolitisches Schachspiel im Schatten der anstehenden Landtagswahlen bei. CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner bemüht sich, mit einem als "A2" titulierten Plan für den Umgang mit Flüchtlingen, eine Alternative zur Politik der Kanzlerin aufzuzeigen, ohne sie gleichzeitig zu demontieren. Was bleibt, ist der Eindruck von absurden verbalen Verrenkungen.
  5. TV-Boykott Die SPD verweigert sich der Auseinandersetzung mit der AfD, indem sie TV-Runden boykottiert. Sowohl die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer als auch NRW-Kollegin Hannelore Kraft wollen mit "denen" nicht auf Augenhöhe diskutieren. Für die AfD nur ein Gewinn. Sie kann weiter vom Meinungskartell aus etablierter Politik und öffentlich-rechtlichen Sendern fabulieren.
  6. Der Tea-Party-Effekt Die AfD zählt sich zum Anti-Establishment. Das erinnert fatal an die Erfolge der amerikanischen Tea-Party. Wer in Deutschland die Diskussion in sozialen Netzwerken verfolgt, registriert auch dort wachsenden Frust über die da oben in der Politik. Wer aber das Vertrauen in die Institutionen verliert, sucht sich Alternativen.
  7. Radikalisierung Im Netz schaukeln sich in einer alternativen Öffentlichkeit Gefühle von Hass und Ohnmacht hoch. Die Hemmschwelle, selbst unter Klarnamen Drohungen auszustoßen, scheint bei immer mehr Nutzern gefallen. Wer mit Tabus gebrochen hat, kann sich auch mit den radikalen Rednern in der AfD arrangieren.
(pst)
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