Fernseh-Duell mit Schulz Merkel verteidigt ihre TV-Strategie

Berlin · Kurz vor dem Fernseh-Duell mit Herausforderer Martin Schulz wehrt sich Kanzlerin Merkel gegen Kritik aus der SPD und erklärt, warum sie sich nicht wie ein Fußballprofi auf den TV-Auftritt vorbereitet.

 Angela Merkel beim RP-Interview.

Angela Merkel beim RP-Interview.

Foto: Marco Urban

Im Interview mit unserer Redaktion nahm Merkel Stellung zur Frage, warum sie Schulz nicht ein zweites Duell gewähren will, obwohl die CDU im Wahlkampf ja vor allem auf ihre Person setzt. "In der CDU setzt man auch auf die Stärke unseres Regierungsprogramms, aber davon abgesehen: Ich bin froh, dass es wie in meinen früheren Bundestagswahlkämpfen ein Duell gibt", sagte Merkel.

Die Kanzlerin betonte: "Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir in Deutschland keine Präsidialdemokratie wie in den USA haben. Hier werden nicht die Bundeskanzler direkt gewählt, sondern die Bürger stimmen für Wahlkreiskandidaten und Parteien." Insofern solle mit Blick auf die kleineren Parteien die Zuspitzung auf nur zwei Personen eher die Ausnahme im Fernsehwahlkampf sein.

 Kanzlerin Angela Merkel (M.) mit RP-Chefredakteur Michael Bröcker und Eva Quadbeck, Leiterin der Berliner Parlamentsredaktion der RP.

Kanzlerin Angela Merkel (M.) mit RP-Chefredakteur Michael Bröcker und Eva Quadbeck, Leiterin der Berliner Parlamentsredaktion der RP.

Foto: Marco Urban

20 Millionen Zuschauer erwartet

ZDF-Chefredakteur Peter Frey verteidigte die Entscheidung, am TV-Duell trotz der starren Haltung der Kanzlerin festzuhalten. Es habe nur die Auswahl "kein Duell oder ein Duell nach den alten Regeln" gegeben, sagte Frey am Freitag. Die Sender hätten sich dann dafür entschieden. Merkel trifft drei Wochen vor der Bundestagswahl am Sonntag im einzigen TV-Duell des Wahlkampfs auf ihren Herausforderer Schulz. Die Sender rechnen mit etwa 20 Millionen Zuschauern, wie ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte.

Dass sie an der Schwelle zu einer möglichen vierten Amtszeit durchaus noch ambitionierte politische Projekte verfolgt, machte Merkel im Interview deutlich. "Jeder, der arbeiten will, soll 2025 auch arbeiten können", sagte die Kanzlerin. Wir wollen die Zahl der Arbeitslosen, die heute halb so hoch ist wie 2005, erneut halbieren. Das hieße Vollbeschäftigung und ist das Beste, was wir für unsere sozialen Sicherungssysteme anstreben können."

Merkel ging in dem Gespräch auch auf ihren berühmt gewordenen Satz "Sie kennen mich" ein, mit dem sie das TV-Duell vor vier Jahren beendete. Ob sie auch diesmal einen solchen Satz vorbereitet hat, der bei den Menschen hängen bleibt? "Dass bei den Zuschauern etwas haften bleibt, das wünsche ich mir natürlich. Ich gebe mir ja viel Mühe, gute Argumente zu liefern. Was genau haften bleibt, weiß man nie vorher."

"2013 war ich recht zufrieden"

In der SPD-Zentrale macht man sich durchaus Gedanken, was vom Duell hängen bleiben könnte. Die TV-Auseinandersetzung gilt als letzte Chance für Schulz, den Umfrageabstand von rund 15 Prozentpunkten zwischen Union und SPD zu verringern. Nach einer Forsa-Umfrage wollen bis zu sieben Millionen Wähler ihre Entscheidung von den Auftritten der Duellanten abhängig machen. "Wir brauchen eine klare, knackige Botschaft", heißt es im Umfeld des SPD-Herausforderers.

Merkel gibt sich dagegen betont gelassen. Anders als Fußballprofis, die ihre Partien auf Fehler analysieren, schaue sie sich ihre TV-Auftritte nicht noch einmal an. "Ich habe gar nicht die Zeit, mir alle Duell-Sendungen noch einmal anzusehen", sagte Merkel unserer Redaktion. "Eher lese ich noch einmal etwas." Sie sei mit ihrem Auftritt 2013 auch zufrieden gewesen.

Sie bekannte sogar, dass sie gerne einmal in einer eigenen Talkshow mit Gästen diskutieren würde. Unter der Rubrik "Das würde ich mir gerne leisten können" schreibt Merkel in einem persönlichen Fragebogen, den sie für unsere Redaktion ausgefüllt hat, sie würde gerne "neben meinem Amt als Bundeskanzlerin einmal eine Talkshow-Sendung moderieren".

(RP)
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