Torten-Attacke auf Linken-Parteitag Wagenknecht bezeichnet Angreifer als "politische Analphabeten"

Magdeburg · Der Linken-Parteitag hat während der Eröffnungsrede von Bernd Riexinger einen Zwischenfall erlebt: Fraktionschefin Sahra Wagenknecht bekam eine Torte ins Gesicht geworfen. Das fasste sie als persönliche Beleidigung auf.

 Sahra Wagenknecht gibt sich nach der Torten-Attacke kämpferisch.

Sahra Wagenknecht gibt sich nach der Torten-Attacke kämpferisch.

Foto: dpa, pen axs

Eine "Initiative Torte für Menschenfeinde" hat den Linken-Bundesparteitag in Magdeburg dazu genutzt, während der Eröffnungsrede von Parteichef Bernd Riexinger einen medienwirksamen Zwischenfall zu inszenieren. Die nach eigener Aussage antifaschistischen Aktivisten bewarfen Fraktionschefin Sahra Wagenknecht mit einer braunen Torte. Gleichzeitig erklärten sie auf Flugblättern, Wagenknecht verbinde mit der AfD-Funktionärin Beatrix von Storch "nicht nur die Torte im Gesicht".

 Vor der Attacke: Kipping, Riexinger, Wagenknecht.

Vor der Attacke: Kipping, Riexinger, Wagenknecht.

Foto: dpa, pen

Wagenknecht war bereits im Vorfeld des Parteitages für ihre Position in der Flüchtlingspolitik von AfD-Vize Alexander Gauland gelobt worden. Sie habe "die Situation sehr schön auf den Punkt gebracht: Wer freiwillig zu uns kommt, hat sich wie ein Gast zu benehmen". Von Storch war im Februar Opfer einer Torten-Attacke geworden.

Riexinger unterbrach seine Rede, Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn forderte die Medien auf, den Vorfall nicht in allen Details festzuhalten. Anschließend stellte Riexinger fest, die Linke akzeptiere keine Gewalt, "schon gar nicht gegen Frauen". Er wies zudem darauf hin, dass Wagenknecht noch nie einer Asylverschärfungen zugestimmt habe.

Anschließend ergriff auch Parteichefin Katja Kipping das Wort und stellte unter dem Beifall des Parteitages fest: "Das war nicht nur ein Angriff auf Sahra, das war ein Angriff auf uns alle." Wagenknecht hab immer wieder das Wort für Antifaschismus ergriffen. "Wir weisen geschlossen zurück, was hier in diesem Wisch steht." Fraktionschef Dietmar Bartsch äußerte sich erschüttert: "Das ist nicht links, das ist nicht antifaschistisch, das ist asozial, das ist hinterhältig, das ist dumm."

Als Gastredner wünschte der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek der nach dem Vorfall aus dem Saal gebrachten Wagenknecht "gute Besserung". Nach Angaben aus Parteikreisen wurde Wagenknecht äußerlich nicht verletzt. Der plötzliche Angriff habe sie jedoch sehr schockiert. Wagenknecht fuhr ins Hotel, um sich umzuziehen. Andere Vorstandsmitglieder setzten den Parteitag mit Schokoladenspritzern an der Kleidung fort.

Auch die Personenschützer des Bundeskriminalamtes wurden von dem Angriff völlig überrascht, obwohl sie sich in der Nähe aufhielten. Sie trugen dann jedoch dazu bei, dass die Täter, eine Frau und ein Mann, die sich als Pressevertreter angemeldet haben sollen und aus dem Kreis der Fotografen gekommen sein sollen, der Polizei übergeben werden konnten. Die Linke erstattete gegen beide Strafanzeige. Die Parteitagsregie verfügte, die Eingangskontrollen zu verstärken.

Gut drei Stunden später wurde der Parteitag erneut mitten in einer Abstimmung unterbrochen: Sahra Wagenknecht kehrte, begleitet von ihrem Ko-Vorsitzenden, in einer Art Triumphmarsch in den Saal zurück. Eine knappe Stunde später gab sie in einem Statement vor Journalisten zu Protokoll, sie werde sich "nicht davon abhalten lassen, weiter für die Linke aktiv und engagiert Politik zu machen".

Die vielen Solidaritätsbekundungen hätten ihr gut getan. "Schlimmer als die ganze Torte finde ich die Beleidigung, mit Frau von Storch auf eine Ebene gestellt worden zu sein", erklärte sie. Das sei eine Unverschämtheit und zeige, dass da "völlige politische Analphabeten am Werk" gewesen seien.

(may)
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