Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur Verkürzung von Süd-Ost-Link-Stromtrasse in Bayern möglich

Bonn · Eine Verkürzung der umstrittenen neuen Süd-Ost-Link-Stromleitung innerhalb von Bayern wäre nach Einschätzung der Bundesnetzagentur unter bestimmten Voraussetzungen technisch machbar. Das teilte die Behörde am Freitag in Bonn bei der Vorstellung ihres jährlich aktualisierten Netzentwicklungsplans mit.

 Die Suedlink-Stromtrasse sorgt vor allem in Bayern für politische Diskussionen.

Die Suedlink-Stromtrasse sorgt vor allem in Bayern für politische Diskussionen.

Foto: dpa

Der wegen des bayrischen Widerstands gegen die geplante neue Trasse im Juli in der Berliner Regierungskoalition abgesegnete Vorschlag einer Verlegung des Endpunkts von Gundremmingen in die Nähe von Landshut sei grundsätzlich "elektrotechnisch geeignet", erklärte Präsident Jochen Homann. Bedingung dafür sei allerdings die "Ertüchtigung im Drehstromnetz zwischen Ottenhofen und Oberbachern".

Homann stellte zugleich klar, dass seine Behörde die von den Übertragungsnetzbetreibern eigentlich beantragte Streckenführung bis zu dem weiter entfernten Endpunkt Gundremmingen auch im aktuellen Netzentwicklungsplan ausdrücklich "bestätigt" habe. Seine Behörde müsse sich bei ihrem gesetzlich definierten Prüfauftrag allein auf "netztechnischen Aspekte" beschränken, betonte Homann.

Ob die zuständigen politischen Gremien bei der letztlich ihnen zustehenden Entscheidung über den konkreten Ausbau der Netze zusätzlich weitere Kriterien einbezögen und deshalb "alternative Maßnahmen" bevorzugten, sei deren Angelegenheit, erklärte die Behörde mit Blick auf eine mögliche Verkürzung der Trasse innerhalb Bayerns. "Es ist Sache des Gesetzgebers, inwieweit er bei der verbindlichen Festlegung des Netzausbaubedarfs im Bundesbedarfsplangesetz zusätzliche Aspekte in die Abwägung einbezieht oder bestimmte Aspekte anders gewichtet."

Der wegen der voranschreitenden Energiewende nötige Ausbau der überregionalen Übertragungsnetze für Strom sorgt seit langem für große Spannungen. Die bayrischen Verbrauchszentren mit ihrer hohen Dichte an Industrie und Einwohnern sind als Endpunkt für Trassen vorgesehen, die Windstrom aus dem Norden Deutschlands heranbringen und dadurch den allmählichen Ausfall der Atomkraftwerke vor Ort kompensieren. Eines dieser Projekte ist die Leitung Süd-Ost-Link von Sachsen-Anhalt nach Bayern. Im Freistaat protestieren Anwohner entlang der geplanten Leitungskorridore allerdings energisch gegen den Bau.

Die bayerische Staatsregierung drohte angesichts des Widerstands vor einigen Monaten mit einer Blockade des Netzausbaus und setzte auf einem Koalitionsgipfel im Juli in Berlin unter anderem durch, dass sich die Bundesregierung hinter die Idee stellt, diese Leitung zumindest zu verkürzen. Außerdem bestand Bayern dort auf Änderungen beim Trassenverlauf einer weiteren, ebenfalls hochumstrittenen großen Stromautobahn namens Sued-Link.

Über den Verlauf der Trassen für den Netzausbau ist noch nicht entschieden. Das Verfahren ist ein komplizierter mehrstufiger Prozess. Regelmäßig teilen die Betreiber der großen Übertragungsnetze der Bundesnetzagentur die ihrer Auffassung nach innerhalb der nächsten zehn Jahren erforderlichen Maßnahmen mit, die diese dann prüft und die aus ihrer Sicht erforderlichen Projekte in ihrem jährlichen Netzentwicklungsplan aufnimmt und bestätigt.

Mindestens alle drei Jahre werden diese Pläne zu einem sogenannten Bundesbedarfsplan mit allen aus fachlicher Sicht benötigten Leitungsprojekten zusammengestellt, der der Bundesregierung vorgelegt wird. Dieser Plan benennt konkrete Start- und Zielpunkte für die neuen Leitungen, aber noch keine Korridore. Werden diese Planungen in einem anschließenden Gesetzgebungsverfahren bestätigt, folgen die eigentlichen, sehr langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren für die konkreten Streckenverläufe.

(AFP)
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