Studie Islamfeindlichkeit nimmt deutlich zu

Berlin · Die Vorurteile gegen Muslime sind in Deutschland deutlich größer geworden. Das geht aus einer repräsentativen Befragung von Wissenschaftlern der Universität Leipzig hervor. Auch Homophobie ist weit verbreitet.

 Muslime sind immer mehr Rassismus ausgesetzt

Muslime sind immer mehr Rassismus ausgesetzt

Foto: dpa, rsc cul

Die Hälfte der Befragten gab demnach an, sich "durch die vielen Muslime (...) manchmal wie ein Fremder im eigenen Land" zu fühlen. 2014 waren es noch 43 Prozent. Mehr als 40 Prozent der Bürger sind der Meinung, Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden (2014: 36,6 Prozent).

Auch die Vorbehalte gegenüber Asylbewerbern sowie die Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma haben laut der Studie "Die enthemmte Mitte" zugenommen. Fast 58 Prozent hätten ein Problem damit, wenn sich Sinit und Roma in ihrer Gegend aufhalten würden. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber der Studie von 2014 (55,4 Prozent). Außerdem meinen 58,5 Prozent (2014: 55,9 Prozent), dass Sinit und Roma zur Kiriminalität neigen.

Dass der Staat bei der Prüfung von Asylanträgen nicht großzügig sein sollte, finden inzwischen 80,9 Prozent (2014: 76 Prozent) und fast 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Asylbewerber nicht wirklich befürchten, in ihrer Heimat verfolgt zu werden.

Besonders verbreitet sind solche Positionen demnach unter AfD-Anhängern. 71,7 Prozent der Befragten, die die AfD als Partei präferieren, stimmen der Aussage "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet" zu. Unter den SPD-Anhängern bejahen 31,9 Prozent die Aussage; bei den CDU/CSU-Wählern sind es 27,2 Prozent.

85,9 Prozent der AfD-Wähler fühlen sich wegen der vielen Muslime manchmal fremd im eigenen Land und sogar 89 Prozent finden, dass Sinit und Roma zur Kriminalität neigen. Unter den Anhängern der übrigen Parteien stimmen dieser Aussage immerhin auch mehr als 50 Prozent zu. Etwas weniger Zustimmung findet diese Aussage nur bei den Grünen-Wählern (41,8 Prozent) und den Linken (39,2 Prozent).

Im Gegensatz zur Befragung im Jahr 2014 hat die Studie "Die enthemmte Mitte" diesesmal auch die Einstellung zur Homosexualität abgefragt. 40,1 Prozent finden es demnach "ekelhaft, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen". Nur geringfügig weniger Menschen finden, dass gleichgeschlechtliche Ehen nicht erlaubt sein sollten (36,2 Prozent).

Allgemeine rechtsextreme Einstellungen wie generelle Ausländerfeindlichkeit oder eine Verharmlosung des Nationalsozialismus blieben laut der Untersuchung auf ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren. Immerhin finden aber noch zwölf Prozent, dass "die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen" sind. Und 6,7 Prozent halten unter bestimmten Umständen eine Diktatur für die bessere Staatsform.

Menschen mit rechtsextremer Einstellung seien zunehmend bereit, zur Durchsetzung ihrer Interessen Gewalt einzusetzen, erklärten die Autoren. Zu beobachten sei eine zunehmende Polarisierung und Radikalisierung in Deutschland.

Außerdem zeige die Studie, dass Rechtsextreme einen Platz in der AfD gefunden hätten. Wählten 2014 noch 6,3 Prozent der Rechtsextremen die AfD, sind es heute 34,9 Prozent. Auch unter den Pregida-Anhängern seien die rechtsextremen Einstellungen stark ausgeprägt.

Forscher der Universität Leipzig untersuchen seit 2002 alle zwei Jahre in repräsentativen Befragungen rechtsextreme Einstellungen in der Gesellschaft. Für die aktuelle Ausgabe dieser sogenannten "Mitte"-Studien befragten die Wissenschaftler im Frühjahr 2016 bundesweit 2420 Menschen.

(rent/crwo/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort