Studie der Studentenwerkes Bafögsätze sind für Studentenleben zu niedrig

Berlin · Das Bafög reicht nach einer Studie des Deutschen Studentenwerks (DSW) bei weitem nicht aus, um die Lebenshaltungskosten eines durchschnittlichen Studenten zu decken. Die liegen laut einer neuen Untersuchung bei etwa 1000 Euro pro Monat.

 Ein Bafög-Antrag.

Ein Bafög-Antrag.

Foto: warnecke

Vor allem bei Miete und Gesundheitsausgaben lägen die von der Bundesregierung angenommenen Fördersätze deutlich unter den tatsächlichen Kosten, teilte das DSW am Mittwoch in Berlin mit. Eine Förderlücke sehen die Autoren der Studie auch bei den Bafög-Zuschlägen für die Kranken- und Pflegeversicherung, gerade bei über 30 Jahre alten Studenten.

Wie das DSW weiter mitteilte, liegen die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten der Studierenden nach einer neuen Untersuchung des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) bei etwa 1.000 Euro pro Monat. Eingerechnet sind Ausgaben für Gesundheit, Ernährung, Fahrtkosten, Kleidung, Kommunikation und Freizeit, Lernmittel und Miete. Die Höchstförderung durch Bafög liegt aber auch nach der jüngsten Anhebung bei 735 Euro, und längst nicht alle Studenten bekommen den Höchstsatz. Da es im Alltag oft am leichtesten geht, sparen viele Studierende vor allem am Essen. "Hierfür werden zum Teil Beträge ausgegeben, die eine gesunde und ausgewogene Ernährung unwahrscheinlich erscheinen lassen", heißt es in der Studie.

DSW-Präsident Dieter Timmermann forderte die Politik zum Handeln auf; notwendig seien regelmäßige Anhebungen. Andernfalls liefen viele Studenten in die Armutsfalle. Zum Wintersemester 2016/17 hatte die Koalition nach sechsjähriger Stagnation die Sätze um mindestens sieben Prozent erhöht, die Höchstförderung für Studierende mit eigener Wohnung kletterte von 670 auf 735 Euro. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2015 etwa 611.000 Studenten unterstützt; die Durchschnittsförderung lag bei 448 Euro. Vier Fünftel der Bafög-Empfänger gaben an, ohne das Geld nicht studieren zu können.

Die Grünen werteten die Studie als "ein vernichtendes Zeugnis" für die Bundesregierung. "Sechs Jahre ohne Erhöhung und dann nur eine halbherzige Anpassung der Bedarfssätze haben dem Bafög eine Schrumpfkur beschert", sagte der hochschulpolitische Sprecher Kai Gehring. Das Bafög sei 2017 weniger wert als 2010. Eine ordentliche Aufstockung der Fördersätze und Freibeträge sowie eine regelmäßige Anpassung an steigende Lebenshaltungskosten seien dringend notwendig.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte die politischen Parteien auf, unmittelbar nach der Bundestagswahl die Weichen für eine umfassende Reform zu stellen. "Wir brauchen nicht nur eine kräftige Anhebung der Fördersätze und Freibeträge, sondern auch die Weiterentwicklung des Bafög zu einem Vollzuschuss."

(th/KNA)
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