Studie von Wissenschaftlern Verunsicherte Arbeiter wählen eher AfD

Berlin · Wissenschaftler haben untersucht, warum Menschen die AfD wählen. Gründe sind demnach: Kontrollsorgen, Abstiegsangst, Angst vor Arbeitslosigkeit und Verunsicherung über die Zukunft.

 AfD-Anhänger bei einer Demonstration in Bayern (Archiv).

AfD-Anhänger bei einer Demonstration in Bayern (Archiv).

Foto: dpa, tha htf sja cul

Menschen mit niedrigen Einkommen, mittlerer Schulbildung und hohen Verlustängsten neigen einer Studie zufolge verstärkt dazu, AfD zu wählen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung mit der Universität Paderborn und dem Meinungsforschungsinstitut policy matters, die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde.

"Kontrollsorgen, Abstiegsangst, Angst vor Arbeitslosigkeit und Verunsicherung über die Zukunft fördern nachweislich den Zulauf zu Rechtspopulisten", sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann. Die Soziologieprofessorin Bettina Kohlrausch erklärte, mehr als eine Million Menschen wähle AfD. Sie sprach von einer "Gefährdeten"-Gruppe, die insgesamt 5,6 Millionen umfasse.

Die Gruppe setzt sich demnach aus Personen zusammen, die ein Einkommen unter 2500 Euro im Monat, maximal mittlere Reife haben und angeben, dass ihr Schicksal sehr stark von anderen und von außen bestimmt wird. Obwohl die Wirtschaftsdaten generell gut seien, gebe es Beschäftigte, die für sich und ihre Kinder einen Abstieg fürchteten. Es gehe also mehr um Ängste der Menschen als etwa einen Arbeitsplatzverlust, sagte Kohlrausch. 67 Prozent der AfD-Anhänger gäben an, sie machten sich Sorgen um ihre persönliche Zukunft. In der Gesamtbevölkerung sind dies nur 46 Prozent.

Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hatte bereits Anfang August darauf hingewiesen, dass nur wenige Wähler, die etwa bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl für die AfD stimmten, arbeitslos seien. Der Wahlforscher Richard Hilmer sagte, Beschäftigte in Großbetrieben neigten weit weniger zu einer AfD-Wahl als die in kleinen Firmen. Dies hänge mit der fehlenden Tarifbindung zusammen, was das Unsicherheitsgefühl verstärke. Dagegen sehen die Autoren keinen Unterschied im Wahlverhalten von Gewerkschaftsmitgliedern und Wählern, die keiner Gewerkschaft angehören.

(wer/REU)
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