Umfrage-Tief SPD stürzt auf niedrigsten Wert seit 1992

Hamburg · Die SPD fällt in der Gunst der Wähler und schneidet so schlecht ab wie zuletzt im Jahr 1992. Zwar halten die Wähler Sigmar Gabriels noch immer für den besten SPD-Kanzleramtskandidaten, gegen Merkel hat er derzeit aber keine Chance. Die AfD hingegen ist weiter auf Erfolgskurs.

 Bei der Kanzlerpräferenz kann sich Sigmar Gabriel um einen Punkt verbessern kann, Merkel liegt mit aber 31 Punkte vor Gabriel.

Bei der Kanzlerpräferenz kann sich Sigmar Gabriel um einen Punkt verbessern kann, Merkel liegt mit aber 31 Punkte vor Gabriel.

Foto: dpa, rhi kno fpt

Das ist das aktuelle Ergebnis des stern-RTL-Wahltrends. Demnach kommt die SPD nur noch auf 19 Prozent. Die Unionsparteien CDU/CSU behaupten dagegen ihre 34 Prozent. Die Grünen gewinnen einen Prozentpunkt hinzu auf jetzt 14 Prozent, während die Linke bei neun Prozent bleibt. Die FDP verliert einen Punkt und kommt auf sieben Prozent.

Dass die AfD um einen Punkt auf elf Prozent steigt, dürfte auf die wieder höhere Zahl von Nichtwählern und Unentschlossenen zurückzuführen sein. Denn deren Anteil beträgt nun 29 Prozent, zwei Punkte mehr als in der Vorwoche. Auf die sonstigen kleinen Parteien entfallen zusammen sechs Prozent.

Bei der Kanzlerpräferenz büßt Angela Merkel im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpunkte ein, während sich Sigmar Gabriel um einen Punkt verbessern kann. Mit 46 Prozent liegt Merkel aber immer noch 31 Punkte vor Gabriel, den sich 15 Prozent als Kanzler wünschen.

21 Prozent aller Wahlberechtigten halten Parteichef Sigmar Gabriel für den am besten geeigneten Kanzlerkandidaten der SPD — das ist das Ergebnis einer weiteren Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des stern zum derzeitigen Zustand der SPD. Damit rangiert Gabriel noch vor EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (17 Prozent) und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (13 Prozent). Nur sieben Prozent sprechen sich für Familienministerin Manuela Schwesig aus. Auch die Anhänger der SPD favorisieren Gabriel (39 Prozent) mit weitem Abstand vor Schulz (19 Prozent) und Scholz (16 Prozent). Insgesamt 23 Prozent halten keinen der genannten Politiker für geeignet, 19 Prozent haben dazu keine Meinung.

Nur 14 Prozent der Befragten geben an, dass die SPD ihre persönlichen Interessen am besten vertritt, während das 32 Prozent von der Union behaupten. Trotzdem glaubt eine Mehrheit von knapp zwei Dritteln der Wahlberechtigten (63 Prozent) noch an eine politische Zukunft der SPD. Nur eine Minderheit von 29 Prozent meint, dass der Partei die politische Bedeutungslosigkeit droht — darunter mehrheitlich (70 Prozent) lediglich die Anhänger der AfD.

63 Prozent würden es auch bedauern, wenn es die SPD nicht mehr gäbe — die 18- bis 29-Jährigen am wenigsten (46 Prozent), die über 59-Jährigen am meisten (70 Prozent). Immerhin 35 Prozent wäre das aber egal — darunter wieder mehrheitlich nur die AfD-Sympathisanten mit 86 Prozent.

Nicht trotz, sondern wegen des Mindestlohns, der Rente mit 63 oder der Einschränkung von Leiharbeit habe die SPD die Gunst so vieler früherer Wähler verloren, kommentiert Forsa-Chef Manfred Güllner im stern. "Das alles hält zwar eine Mehrheit prinzipiell für richtig — doch wirklich wichtig ist es nur für Minderheiten." Die "arbeitende Klasse" aber, noch immer die Mehrheit der Gesellschaft, fühle sich von der gegenwärtigen SPD nicht mehr vertreten. Güllner: "Nicht der ,Wut', wie Parteichef Gabriel meint, muss die SPD eine Stimme geben, sondern den vielen Menschen aus der politischen und gesellschaftlichen Mitte, die die SPD gern wieder wählen würden — immerhin über 70 Prozent der knapp acht Millionen SPD-Abwanderer seit 2005."

(RP)
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