Sondierungen Union und SPD sollen sich Schweigegelübde auferlegt haben

Berlin · Einem Medienbericht zufolge haben sich CDU, CSU und SPD für die am Sonntag beginnenden Sondierungsgespräche größtmögliche Vertraulichkeit vereinbart.

 Der CDU/CSU-Bundestagsfraktionsvorsitzende Volker Kauder und die SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Andrea Nahles.

Der CDU/CSU-Bundestagsfraktionsvorsitzende Volker Kauder und die SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Andrea Nahles.

Foto: dpa, car tba

Nach Informationen des "Spiegel" sei bei dem Vorbereitungstreffen der Partei- und Fraktionsspitzen am Mittwoch festgelegt worden, keine Zwischenstände der Verhandlungen zu kommunizieren. Demnach dürfen Sondierungsteilnehmer nicht in Talkshows gehen oder Interviews geben.

Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sagte unserer Redaktion, dass Union und SPD eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und den Verzicht auf Inszenierungen verabredet hätten. Die Fehler der Jamaika-Verhandlungen sollten nicht wiederholt werden, hieß es. Bei den gescheiterten Sondierungen von Union, FDP und Grünen hatten Teilnehmer immer wieder Zwischenstände durchgestochen und den Verlauf der Gespräche öffentlich kommentiert. Dadurch litten die Gesprächsatmosphäre und das Vertrauensverhältnis zwischen den beteiligten Parteien.

Das Sondierungsteam der SPD kam am Donnerstag in Berlin zu internen Vorbereitungen im Willy-Brandt-Haus zusammen. Parteivize Ralf Stegner sagte vor dem Treffen, die Sozialdemokraten würden "seriös und professionell" und "mit weniger verbaler Kraftmeierei" als die CSU in die Gespräche gehen. Die Christsozialen hatten die SPD in den vergangenen Tagen vor allem mit Forderungen nach einer verschärften Asylpolitik verärgert.

"Straffe und zielführende Sondierungsgespräche"

In einer gemeinsamen Erklärung hatten CDU, CSU und SPD am Mittwoch das Ziel ausgegeben, "straffe und zielführende Sondierungsgespräche" zu führen. Die Gespräche beginnen am Sonntag mit einer Plenumsrunde im Willy-Brandt-Haus, anschließend sollen die unterschiedlichen Themenbereiche in einzelnen Arbeitsgruppen beraten werden. Bis einschließlich Donnerstag wollen die Sondierer jeden Tag abwechselnd in der SPD-Parteizentrale, dem Konrad-Adenauer-Haus der CDU und der Bayerischen Landesvertretung in Berlin zusammenkommen.

Am Freitag kommender Woche dürften sich dann die Parteigremien mit dem Sondierungsergebnis befassen. Am 21. Januar will die SPD auf einem Sonderparteitag in Bonn entscheiden, ob sie in Koalitionsverhandlungen mit der Union eintritt. Am Ende müsste dann die SPD-Basis einem Koalitionsvertrag in einem Mitgliederentscheid zustimmen.

Mehrere Politiker von Union und SPD hatten die Erwartung geäußert, dass eine neue Bundesregierung bis zum Osterfest Anfang April stehen könnte. Allerdings wiegen bei den Sozialdemokraten die Bedenken gegen eine Neuauflage der großen Koalition schwer. In der Partei werden auch die Duldung einer CDU-geführten Minderheitsregierung und Kooperationsmodelle mit der Union diskutiert.

Je 13-köpfige Sondierungsteams

CDU, CSU und SPD gehen mit je 13-köpfigen Sondierungsteams in die Gespräche. Bereits bei einem Spitzentreffen vor Weihnachten hatten die Partei- und Fraktionschefs vereinbart, in den Sondierungen über 15 Themenblöcke von Finanzen/Steuern über Migration/Integration, Europa bis zur Arbeitsweise der Regierung und Fraktion zu sprechen.

Laut "Spiegel" vereinbarten die Spitzen von Union und SPD bei ihrem Treffen am Mittwoch auch, den Streit um den Einsatz des Unkrautvernichters Glyphosat schnell und einvernehmlich beizulegen. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hatte Ende November trotz Einspruchs von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf EU-Ebene für die weitere Zulassung von Glyphosat gestimmt. Die SPD hatte das als schwere Belastung für Sondierungsgespräche empfunden.

(felt)
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