Drohende Fahrverbote So finanziert die Umwelthilfe ihren Anti-Diesel-Feldzug

Berlin · Mit Klagen treibt die Deutsche Umwelthilfe Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge voran. Finanziert wird sie dabei von Toyota.

Der Auspuff eines Diesel-Fahrzeugs.

Der Auspuff eines Diesel-Fahrzeugs.

Foto: dpa

Vor den Toren der Automesse IAA steht ein Auto Kopf. "Mit Öl keine Zukunft", lautet die Botschaft, die die Umweltschützer von Greenpeace mit ihrer Skulptur eines umgestürzten Fahrzeugs und auf Transparenten verbreiten wollen. In den Messehallen, wo die kritisierte Branche eine PS-starke Premiere nach der anderen feiert, nimmt man die Aktion dennoch sportlich. Mit Greenpeace könne man reden, heißt es bei einem Autohersteller. Es gäbe zwar unterschiedliche Ansichten, aber man könne sachlich Argumente austauschen — mit der Umwelthilfe ginge das nicht.

Es gibt kaum eine Organisation, die auf der Messe so verachtet wird wie die Deutsche Umwelthilfe. Mal ist vom "Abmahnverein" die Rede, mal heißt es, man werde erst über die Umwelthilfe reden, wenn die offenlege, wer sie finanziert.

"Der einzige Autohersteller, der uns finanziell unterstützt, ist Toyota"

Mit ihren Klagen gegen Kommunen hat die DUH die Krise der Automobilindustrie verschärft. Denn vielfach haben die Umweltschützer vor Gericht Recht bekommen, die Städte wurden aufgefordert, die Luftqualität zu verbessern. Deshalb drohen nun landauf, landabwärts Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge. Immer wieder ist von einer Kampagne gegen den Diesel die Rede — finanziert von der Konkurrenz.

"Ich wehre mit gegen den Vorwurf, wir würden von Geldgebern aus der Autoindustrie in unserer Arbeit beeinflusst", sagt der DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Zwar räumt er ein: "Der einzige Autohersteller, der uns finanziell unterstützt, ist Toyota." Gemessen am Gesamtbudget der Lobbyorganisation seien die Zuwendungen aber gering. "Seit gut 18 Jahren erhalten wir von dort einen fünfstelligen Betrag. In den letzten Jahren waren das im Durchschnitt jeweils 60.000 bis 80.000 Euro", sagt Resch.

Wie aus dem aktuellsten Jahresbericht des Vereins hervorgeht, macht die Summe einen Anteil von etwa einem Prozent aus. Demnach nahm die DUH im Jahr 2015 insgesamt gut acht Millionen Euro ein. Zu fast 40 Prozent, also gut drei Millionen Euro, kam das Geld aus Projektzuschüssen, die laut DUH je zur Hälfte aus öffentlichen Quellen wie dem Bund und der EU-Kommission und zur anderen Hälfte aus privaten Stiftungen kamen.

Knapp 2,5 Millionen Euro verbuchte die DUH 2015 als Einnahmen aus dem Bereich Verbraucherschutz, "die zum größten Teil aus der Kontrolle von Unternehmen stammen, die gegen die Regeln der Energieverbrauchskennzeichnung verstoßen haben", wie es im Jahresbericht heißt.

Den drittgrößten Anteil hatten Spenden

Damit dürften vor allem Abmahnungen gemeint sein, mit denen die DUH gerichtlich gegen vermeintliche Verstöße vorgeht — und oft auch erfolgreich ist. Nach Informationen unserer Redaktion soll es sich jährlich um bis zu 1400 Abmahnungen handeln, über die sich wegen der Masse sogar schon der EU-Klimakommissar aufgeregt haben soll.

Den drittgrößten Anteil hatten Spenden mit einem Volumen von knapp 1,4 Millionen Euro. Aus Sponsoring gab es rund 350.000 Euro, Beiträge von "Förderern und Paten" hatten einen Umfang von fast 170.000 Euro und die Einnahmen aus gewonnenen Bußgeldverfahren lagen bei knapp 160.000 Euro.

Eine weitere halbe Million Euro verbuchte die DUH im Jahresbericht ohne weitere Angaben unter "Sonstiges". Die Zahlen aus dem Jahr 2016 liegen derzeit noch nicht vor. Wie in den Vorjahren wird die DUH ihren neuen Bericht am Jahresende vorstellen. Resch sagt aber: "Schon jetzt ist absehbar, dass sich die Zahlen in ähnlichen Dimensionen bewegen wie im Jahr 2015."

Inhaltliche Kooperation mit Daimler, Volkswagen und anderen

Bezogen auf die Unterstützung von Toyota fügte Resch hinzu: "Toyota unterstützt uns außerdem bei unserer jährlichen Dienstwagenumfrage. Diese Kooperation läuft seit etwa zehn Jahren." Außerdem stelle Toyota zwei Prius-Fahrzeuge als Dienstwagen, die die DUH nutze. Resch betonte gleichzeitig die Unabhängigkeit von dem japanischen Autobauer. "Unsere Unabhängigkeit hat auch Toyota zu spüren bekommen, als wir ihren Auris-Diesel mit fünffacher Grenzwertüberschreitung kritisiert haben und wegen Verstößen gegen die Energieverbrauchsangaben bisher insgesamt 47 mal vor Gericht gezogen sind."

Weitere Kooperationen mit der Autoindustrie würden sich darauf beschränken, dass man angefragte Messwerte geliefert bekäme und einzelne Fahrzeuge für DUH-eigene Untersuchungen zur Verfügung gestellt bekomme. "Nach den Tests gehen die Fahrzeuge zurück an die Hersteller", sagte der Bundesgeschäftsführer. "Ansonsten erhalten wir von den Autoherstellern keine weitere finanzielle Unterstützung oder Sachstellungen", sagt Resch.

Aber: Es gibt seit Jahren trotz der Auseinandersetzung bei Dieselgate eine intensive inhaltliche Kooperation mit Daimler, Volkswagen oder anderen deutschen und internationalen Herstellern. "Dabei geht es etwa um die Entwicklung technischer Optimierungsoptionen bei der Abgasreinigung für Diesel und Benziner sowie um CO2-Kältetechnik", sagt Resch.

(frin/gw/jd)
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