Machtkampf in der CSU Seehofer lässt nicht locker

Berlin · Die CSU steht nach ihrem Streit um Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer vorerst vor einer Lösung. Der 68-Jährige will auf dem Parteitag Mitte Dezember wieder als Vorsitzender antreten, später aber sein Amt als bayerischer Regierungschef abgeben.

 Horst Seehofer am Sonntag vor einer CSU-Gremiensitzung in München.

Horst Seehofer am Sonntag vor einer CSU-Gremiensitzung in München.

Foto: dpa, geb fpt

Es war einmal eine CSU-Landesgruppen-Winterklausur in Kreuth. Mit bemerkenswerter Weitsicht. Vor fast zwei Jahren. Parteistrategen spielten zu nächtlicher Stunde im Hotel "Zur Post" die Varianten für die Bundestagswahl 2017 und die bayerische Landtagswahl 2018 durch. Wenngleich nicht in der Annahme, dass die Partei bei der Wahl im Bund für ihre Verhältnisse historisch schlecht unter 40 Prozent stürzen würde. Aber in der Annahme, dass die CSU ihren Parteichef Horst Seehofer noch viel länger behalten werde, als gemeinhin vermutet.

Damals dachten nämlich noch viele, Seehofer würde ernstmachen mit seinem Vorhaben, im Herbst 2017 den Parteivorsitz abzugeben und ein Jahr später auch nicht mehr als bayerischer Ministerpräsident anzutreten. Nicht so sein enges Umfeld. Ein Ausstieg aus dem Ausstieg wurde durchgespielt. Dabei hatte Seehofer gesagt, irgendwann sei einmal Schluss. Er müsse auch an seine Gesundheit denken, ließ der heute 68-Jährige seine Zuhörer wissen auf den etwas zugigen Fluren des verschneiten Tagungsortes der Landesgruppe, des einstigen Kurbades Wildbad Kreuth.

Seehofer kämpfte lange

Seehofer hat seither wohl an vieles gedacht. Nicht aber an seine Gesundheit. Jedenfalls fand er die Idee mit dem Aufhören im Nachhinein ziemlich daneben und kämpfte sich erst einmal auf die Position zurück, beide Ämter behalten zu wollen. Das sorgte bei jenen für Unmut, die den Übergang selbst gestalten wollten wie etwa sein größter innerparteiliche Konkurrent und Landesfinanzminister Markus Söder. Und als dem verkorksten Bundestagswahlwahlkampf mit dem Dauer-Hickhack um die Flüchtlingspolitik der CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzlerin Angela Merkel dann die Quittung der Wähler folgte, waren die Schleusen für Attacken aus den eigenen Reihen auf Seehofer geöffnet. Auf Kreisebene, aber auch in der Landtagsfraktion - der Hausmacht Söders - wurde er zum Rücktritt gedrängt. Doch Seehofer spielte auf Zeit. Ein für Mitte November geplanter Parteitag wurde um vier Wochen verschoben. Ebenso seine Entscheidung über seine Zukunft. Seine Versicherung, er klammere sich an keines seiner Ämter, wirkte auf viele nicht sehr überzeugend.

Söder oder Hermann?

"Im Hotel zur Post" ging es damals darum, ob Seehofer 2017 wieder als Bundesminister die Geschicke der Regierung stärker mitprägen sollte. Interessanterweise begann Seehofer später darauf hinzuweisen, dass ein CSU-Chef in Berlin sein müsse. Nun will er laut Medienberichten heute in Sondersitzungen von Landtagsfraktion und Parteivorstand in München ankündigen, beim Parteitag wieder als Vorsitzender zu kandidieren, aber nicht wieder als Spitzenkandidat für die Landtagswahl anzutreten. Das solle den Parteifrieden wieder herstellen.

Wer sein Nachfolger in Bayern wird, war noch offen. Söder? Oder Innenminister Joachim Herrmann, dem schon eine Kampfkandidatur gegen ihn zugetraut wurde? Spannend wird außerdem, welches Amt sich Seehofer in Berlin vorstellt. Arbeits- und Sozialminister? Auf jeden Fall unter Merkels Führung. Eine Herausforderung für beide. Freunde sind sie schon lange nicht mehr.

(kd)
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