G20-Gipfel in Hamburg Polizisten schlafen auf Steinfußboden — das steckt dahinter

Hamburg · Im Zusammenhang mit den Krawallen beim G20-Gipfel ist ein Foto massenhaft im Netz geteilt worden: Polizisten schlafen auf nacktem Stein in einem Gebäudeeingang. Wir haben mit der Gewerkschaft der Polizei darüber gesprochen.

Sie haben ihre Montur noch vollständig an, scheinen völlig erschöpft zu sein. Sie liegen aber nicht irgendwo in einem Ruheraum, sondern offenbar im Vorraum eines Gebäudes. Das Foto, dass der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Mannheim, Thomas Mohr, bei Facebook veröffentlich hat, ist bereits mehr als 230.000 Mal geteilt worden.

Mohr kritisiert in dem Post, wie man mit den Beamten umgeht, dass sie nicht einmal einen vernünftigen Platz zum Regenerieren hatten. "Wie Obdachlose liegen sie in irgendeinem Vorraum herum", schreibt er.

Gerhard Kirsch, Vorsitzender der GdP in Hamburg, kennt das Foto, das sein Kollege gepostet hat. Er kann bestätigen, dass es während des Einsatzes rund um den G20-Gipfel entstanden ist. "Ich habe mit Hamburger Polizisten gesprochen, die diese Situation wiedererkannt haben", sagt er. Wo es aufgenommen wurde, wisse er nicht. Er glaube aber, dass es sich bei den Polizisten mit hoher Wahrscheinlichkeit um Hamburger Kollegen handele.

Für Kirsch stellt das Foto authentisch die Situation dar, in der die Beamten vor Ort waren. "Ich habe an den drei Tagen selbst auch nur drei Stunden geschlafen", sagt er. "Die eingesetzten Hundertschaften waren von Donnerstagmorgen bis Samstagabend fast durchgehend im Dienst, hatten zwei Pausen von je 90 Minuten." Das sei angesichts der sich zum Teil überschlagenden Lage einfach erforderlich gewesen. Und es habe keine weiteren Kräfte gegeben, die zur Verstärkung hätten geschickt werden können.

G20 in Hamburg: Dritte Krawallnacht im Hamburger Schanzenviertel
12 Bilder

Dritte Krawallnacht im Hamburger Schanzenviertel

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Foto: dpa, dbo

Sich dann in einem Ruheraum zu erholen, "da gab es überhaupt keine Chance" angesichts der Lage, sagt der Gewerkschafter. Also hätten sich die Kollegen ausgeruht, wo immer es ging — im Mannschaftswagen oder eben in einem Gebäudeeingang wie auf dem Foto. Und dann auch nur für kurze Zeit.

"Diese Kollegen waren hundemüde, aber die wussten, worum es ging", sagt Kirsch. Das habe ihn sehr beeindruckt. Für ihn hat der viel kritisierte Einsatzleiter Hartmut Dudde an dieser Einstellung der Beamten seinen Anteil, weil er nach seinem Herzinfarkt schnell wieder im Dienst war. "Ich glaube, das hat eine Signalwirkung gehabt."

(das)
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