Thüringen 15 Festnahmen nach Gewaltausbruch in Flüchtlingsheim

Suhl · Knapp sechs Wochen nach dem Gewaltausbruch in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge im thüringischen Suhl hat die Polizei landesweit 15 Verdächtige festgenommen. Die Beamten durchkämmten mehrere Unterkünfte im Freistaat.

 Blick in ein zerstörtes Büro der Flüchtlingsunterkunft in Suhl Ende August. Vorangegangen war ein Streit zwischen Flüchtlingen in der Landeserstaufnahmestelle.

Blick in ein zerstörtes Büro der Flüchtlingsunterkunft in Suhl Ende August. Vorangegangen war ein Streit zwischen Flüchtlingen in der Landeserstaufnahmestelle.

Foto: dpa, fdt

Der Großeinsatz laufe seit 6.30 Uhr, sagte ein Polizeisprecher am Dienstagmorgen in Suhl. Genaue Angaben zu den Orten wurden unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen zunächst nicht gemacht. Rund 310 Beamte seien an der Aktion beteiligt, hieß es.

Versuchter Totschlag, Sachbeschädigung und Landfriedensbruch

Insgesamt sollten gegen 16 namentlich bekannte Verdächtige Haftbefehle vollstreckt werden. Von den 15 bislang festgenommenen Flüchtlingen stimme die Identität bei 14 mit den Suchdaten überein, berichtete der Polizeisprecher.

Die Daten eines Verdächtigen müssten derzeit noch überprüft werden. Unter anderem wird ihnen versuchter Totschlag, Sachbeschädigung und Landfriedensbruch vorgeworfen. Zuvor hatte MDR Thüringen über den Großeinsatz der Polizei berichtet.

In dem überfüllten Flüchtlingsheim in Suhl war am 19. August die Lage eskaliert, nachdem ein 25-Jähriger mehrere Seiten aus einem Koran gerissen und demonstrativ in eine Toilette geworfen haben soll. Sechs Polizisten und elf Flüchtlinge wurden verletzt. Rund 120 Polizisten mussten ausrücken, um den Gewaltexzess unter Kontrolle zu bringen.

Bundesweit Auseinandersetzungen in Flüchtlingsunterkünften

Thüringens Integrations- und Justizminister Dieter Lauinger (Grüne) bezeichnete die Gewaltausbrüche in Flüchtlingsunterkünften als "nicht hinnehmbar". Man müsse hier auch den Flüchtlingen gegenüber klare Grenzen ziehen.

"Zu diesem Land gehört Religionsfreiheit. Und das bedeutet: auch wenn man sich gekränkt fühlt, kann man nicht jemand, der einen gekränkt hat, ans Leben gehen wollen", sagte Lauinger am Dienstag im Bayerischen Rundfunk.

Bundesweit gab es wiederholt Auseinandersetzungen in Flüchtlingsunterkünften, zuletzt eine Massenschlägerei in einer Unterkunft in Kassel mit 14 Verletzten. Deshalb waren unter anderem von der Polizeigewerkschaft Forderungen laut geworden, Flüchtlinge künftig nach Religionen getrennt unterzubringen.

(dpa, AFP)
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