Nachfolge von Olaf Scholz Peter Tschentscher soll Hamburger Bürgermeister werden

Hamburg · Das kommt überraschend: Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) soll als Nachfolger von Olaf Scholz neuer Bürgermeister der Hansestadt werden. Scholz wechselt wie erwartet als Bundesminister nach Berlin.

 Peter Tschentscher.

Peter Tschentscher.

Foto: dpa, dbo axs bra fgj

Hamburgs bisheriger Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) soll als Nachfolger von Olaf Scholz neuer Bürgermeister der Hansestadt werden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Parteikreisen. Zuvor hatten Medien darüber berichtet.

Die Personalie Tschentscher kommt für die meisten Rathausbeobachter sehr überraschend, galt SPD-Fraktionschef Andreas Dressel doch als klarer Favorit für die Scholz-Nachfolge. Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung hatte Dressel offenbar Bedenken geäußert, weil seine familiäre Situation mit drei kleinen Kindern einen derartigen Job schlecht zulasse.

Dressel selbst bestätigte das zunächst nicht. Ein Sprecher der Hamburger SPD kommentierte die Berichte zunächst ebenfalls nicht. Nach einem Bericht der Online-Ausgabe des "Hamburger Abendblatts" hatte neben Dressel auch die ebenfalls gehandelte Sozialsenatorin Melanie Leonhard zuvor abgewinkt. Amtsinhaber Scholz hatte am Morgen erklärt, als Bundesfinanzminister und Vizekanzler nach Berlin zu wechseln.

Tschentscher gilt als versierter Finanzexperte, der gemeinsam mit Scholz maßgeblich dafür Sorge trug, dass der rot-grüne Senat seinem Ziel der "Schwarzen Null" stetig näherkam. Als Sprecher der Finanzressortchefs der SPD-geführten Länder hat sein Wort auch bundesweit Gewicht, derzeit hat er den Vorsitz der Finanzministerkonferenz inne. Der 52-Jährige gilt als ruhiger, detailversessener Politiker und ähnelt darin dem Noch-Amtsinhaber Scholz.

Scholz selbst zieht sich vollständig aus der Hamburger Landespolitik zurück. Der 59-Jährige teilte am Freitagabend nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dem SPD-Landesvorstand mit, dass er neben dem Bürgermeisteramt auch den Parteivorsitz aufgeben will. Neue SPD-Chefin in Hamburg soll Sozialsenatorin Melanie Leonhard werden.

CDU-Landeschef Roland Heintze sagte: "Das ganze wird zunehmend zur Posse. Die SPD hat offensichtlich Schwierigkeiten den Posten zu besetzen."

Die Opposition sparte zum Abschied von Scholz nicht mit Kritik. Sie hofft auf einen Politikwechsel. Linken-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus warf Scholz vor: "Zuhören, andere Meinungen einholen, auf Gesprächspartner zugehen - das konnte Olaf Scholz nicht." Das müsse der Bürgermeister einer großen, weltoffenen Stadt wie Hamburg aber können. "Für seinen Nachfolger gibt es viel zu kitten."

Die FDP-Fraktionschefin Anna von Treuenfels-Frowein monierte, Scholz' Nachfolger erbe viele ungelöste Probleme. "Die Entwicklung des Wirtschaftsmotors Hafen muss aktiver gefördert werden, in der Bildungspolitik sollte Hamburg ideologischen Ballast abwerfen, und unsere Stadt braucht dringend ein Gesamtkonzept gegen den drohenden Verkehrskollaps."

Der CDU-Oppositionsführer André Trepoll sieht im Personalwechsel eine Chance für Hamburg. Mit dem Weggang von Scholz sei das Ende des rot-grünen Projekts Hamburg eingeläutet, hatte er im Vorfeld erklärt.
Scholz sei von der Mehrheit der Wähler eigentlich für fünf Jahre gewählt worden. "Viele Hamburger haben nicht die SPD, sondern Olaf Scholz gewählt. Egal wer ihm jetzt im Amt nachfolgt, die Legitimation der Wähler fehlt", kritisierte er.

(dpa)
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