Studie der TU Dresden Forscher sehen zunehmende Radikalisierung bei "Pegida"

Dresden · Der typische "Pegida"-Anhänger sympathisiert mit Russland und hält Deutschland für sozial ungerecht. Eine neue Studie kommt zu dem Schluss: Es gibt klare Anzeichen für radikale Tendenzen, ein "Rechtsruck" lässt sich aber nicht feststellen.

Pegida-Anhänger demonstrieren vor Duisburger Hauptbahnhof
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Foto: Christoph Reichwein

Die Radikalität unter "Pegida"-Anhängern nimmt zu. Die Selbstverständlichkeit, sich klar fremden- und islamfeindlich zu äußern, hat genauso zugenommen wie die aggressive Stimmung gegenüber Andersdenkenden. Zu diesem Ergebnis kommt die dritte "Pegida"-Studie der Technischen Universität Dresden unter Leitung des Politikwissenschaftlers Werner Patzelt. "Bei den 'Pegida'-Reden ist der Ton schriller geworden."

"Die Kritik an der politisch-medialen Klasse klingt rüder, die Darstellung von Geflüchteten sowie Muslimen viel grober als noch zu Beginn der "Pegida"-Demonstrationen", schreibt Patzelt. Vor allem unter jüngeren Demonstranten zeichne sich ein größer gewordenes Ausmaß an Radikalität ab. Knapp ein Fünftel der Demonstranten schätzt der Wissenschaftler als rechsradikal ein.

Typische "Pegida"-Anhänger würden demnach mit Russland sympathisieren, den USA skeptisch gegenüberstehen, seien globalisierungskritisch und hielten Deutschland für sozial ungerecht. Abgesehen vom ausgeprägten "deutschen Patriotismus" würden sich tatsächlich sogar große inhaltliche Schnittmengen mit klassisch linken Positionen zeigen.

Anders als häufig behauptet, gebe es keinen belegbaren "Rechtsruck" von "Pegida". Etwa 29 Prozent der Befragten positionierten sich rechts von der Mitte, im Januar 2015 waren es mit 27 Prozent etwa gleich viel.

Zugleich ist die Bereitschaft, die AfD zu wählen, unter den Demonstranten deutlich gestiegen. Waren es Anfang vergangenen Jahres noch 58 Prozent, würden nun 82 Prozent ihr Kreuzchen bei den Rechtspopulisten machen. Die Befragten gaben an, nicht demokratiefeindlich zu sein. Viele von ihnen hätten sich aber innerlich vom Charakter der Bundesrepublik verabschiedet.

Die Studie basiert auf Daten aus insgesamt vier Befragungswellen vom Januar, April und Mai 2015 sowie vom 18. Januar 2016. Bei der aktuellen letzten Befragung wurden insgesamt 386 Interviews geführt.

(lukra)
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