Gastbeitrag von Hermann Gröhe Norbert Blüm — ein Malocher, der stets für das Gute streitet

Meinung | Düsseldorf · Norbert Blüm (CDU) feiert heute seinen 80. Geburtstag. Dazu gratuliert sein Parteifreund, Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, in einem Gastbeitrag.

 Norbert Blüm und Hermann Gröhe beim Festakt zu 20 Jahren Pflegeversicherung im Januar in Berlin.

Norbert Blüm und Hermann Gröhe beim Festakt zu 20 Jahren Pflegeversicherung im Januar in Berlin.

Foto: DPA

Lieber Norbert Blüm, 16 Jahre waren Sie als Bundesarbeitsminister das soziale Gesicht in der Bundesrepublik. Dabei sind Sie zum politischen Vater vieler Reformen, nicht zuletzt zum Vater der Pflegeversicherung geworden. Wie jeder Vater schauen Sie liebevoll und kritisch auf Ihre Kinder — erst recht, wenn es sich um ein echtes Wunschkind handelt, das mit großen politischen Wehen zur Welt gebracht wurde.

Auch wenn sich die Kinder schon abgenabelt haben, achten Sie darauf, dass die Richtschnur aus christlicher Soziallehre und Sozialethik weiter das Handeln bestimmt. Altersmilde ist von Ihnen, wenn es um diese Grundsätze geht, nicht zu erwarten. Sie gehen mit ihren Mitstreitern hart ins Gericht und sind stets auch für einen guten Spruch zu haben — selbst wenn Sie damit Feind und Freund treffen sollten. Ihr bekanntester Satz verfolgt Sie bis heute. Allerdings tragen Sie ihn nach der Finanzkrise umso stolzer auf den Lippen: "Die Rente ist sicher."

Persönlich ist der Ruhestand für Sie bis heute ein Fremdwort geblieben — auch an Ihrem heutigen 80. Geburtstag, zu dem ich herzlich gratuliere! Sie sind stets ein Malocher gewesen — fortwährend fürs Gute streitend. Norbert Blüm bleibt eben Norbert Blüm — mit seiner großen Energie, mit seiner Leidenschaft, mit seinem Idealismus, seinem Kämpfertum und natürlich mit seinem Humor. Das ging vom energischen Eintreten für das Umlageverfahren in der Rentenversicherung über das hartnäckige Streiten für die Einführung einer Pflegeversicherung als Teil eines erneuerten Generationenvertrags, die historische Gestaltung einer Sozialunion im vereinten Deutschland bis zum überzeugten Kampf gegen Chiles Militärdiktatur sowie gegen die Ausbeutung von Kindern in indischen Steinbrüchen.

Als Werkzeugmacher haben Sie gelernt, dass es bisweilen Ausdauer braucht, bis etwas gelingt. "Ein Stück ist erst fertig, wenn man Stunden über Stunden daran gefeilt hat", sagten Sie. Und so können Sie sich heute noch über späte Siege freuen: Ihr "demografischer Faktor" in der Rente wurde von Rot-Grün geschmäht und erlebte als Franz Münteferings "Nachhaltigkeitsfaktor" dann doch seine Wiederauferstehung. Lieber Norbert Blüm, Sie stehen mit beiden Beinen fest im Leben. Christliche Soziallehre haben Sie quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Sie zieht sich durch Ihr Leben: Sei es an der Werkbank und als Jugendvertreter bei Opel oder aber später als Student bei Joseph Ratzinger — Sie wussten, wovon Sie reden, wenn Sie sagten: "Der Sozialstaat ist nichts für Luftikusse" und "Nur Ideologen machen Sozialpolitik vom Reißbrett aus".

In Ihrem Buch "Gerechtigkeit" schreiben Sie, dass die Menschen nicht aufhören werden, nach Gerechtigkeit zu suchen, nach einem gelungenen Leben in einer gut geordneten Gesellschaft. Genau das tun auch Sie — früher im Kabinett und Parlament, heute mit gedrucktem Wort und als ehrenamtlicher Botschafter verschiedener Organisationen. Ihre Zunge ist scharf, aber Ihr Wesen um Ausgleich bemüht. Sie streiten für Freiheit und Wettbewerb, aber eben auch für Solidarität und Sozialstaat. Beides gehört zur Erfolgsgeschichte unserer sozialen Marktwirtschaft, an der Sie ein gutes Stück mitgebaut haben. Glück auf!

(RP)
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