Fuhrparks der Bundesregierung Minister in Berlin bleiben ihren Dieselautos treu

Berlin · Knapp zwei Drittel der Dienstwagen in den Bundesministerien haben Dieselmotoren. Eine rasche Umrüstung des Fuhrparks ist bisher kein Thema. Kanzlerin Merkel befürwortet ein Dieselverbot – aber nur auf lange Sicht.

 Der Dienstwagen eines Politikers in Berlin. (Archiv)

Der Dienstwagen eines Politikers in Berlin. (Archiv)

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Knapp zwei Drittel der Dienstwagen in den Bundesministerien haben Dieselmotoren. Eine rasche Umrüstung des Fuhrparks ist bisher kein Thema. Kanzlerin Merkel befürwortet ein Dieselverbot — aber nur auf lange Sicht.

Ungeachtet des seit zwei Jahren schwelenden Abgasskandals setzt die Bundesregierung weiter vor allem auf Dieselfahrzeuge. Wie eine Umfrage unserer Redaktion bei den Ministerien ergab, besteht die Fahrzeugflotte der Regierung zu 61 Prozent aus Dieselfahrzeugen. Elektro-Autos haben nur einen sehr geringen Anteil. Eigene Initiativen zur Umrüstung der Dieselflotte plant die Regierung bisher nicht. Die Ministerien warteten auf die Software-Updates der Hersteller, hieß es.

Viele Dieselautos auch der neuesten Abgasnorm Euro 6 überschreiten auf der Straße die zulässigen EU-Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub. Kritiker wie die Umwelthilfe bemängeln, dass die Regierung zu wenig tut, um mit gutem Beispiel voranzugehen und auf emissionsärmere Autos umzusteigen.

Fuhrparks der Bundesregierung: Minister in Berlin bleiben ihren Dieselautos treu
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"Möglichst baldigen Nachrüstung"

Am schlechtesten schneiden beim Anteil der Diesel in ihrem Dienstwagenpool die Ministerien für Verteidigung (100 Prozent), Landwirtschaft (94 Prozent) und Arbeit (80 Prozent) ab. Beim Verteidigungsministerium gebe es nur sechs Autos, dafür hat das Arbeitsministerium mit 28 Fahrzeugen eine ganze Diesel-Flotte, vorrangig Mercedes E-Klassen, Oberklassewagen von BMW und Vans der Marke VW. "Der Hersteller hat uns noch keine Umrüstung bzw. Software-Update-Mitteilung zukommen lassen", heißt es vom Auswärtigen Amt. Auch das Verteidigungsministerium wartet auf die Initiative von VW, Audi und Mercedes.

Zumindest das Justizministerium hat nachgefragt, wie weit die Hersteller sind. Man sei an einer "möglichst baldigen Nachrüstung" der Autos interessiert, sobald ein Update verfügbar sei, werde man es "unverzüglich in Anspruch nehmen". Das Umweltministerium kündigte an, seine sieben Benziner mit Auslaufen der Leasingverträge durch Plugin-Hybride zu ersetzen. Auf alternative Antriebe stellt auch das Verkehrsministerium um: Rund drei Viertel der Dienstwagen sind bereits E-Fahrzeuge, jede Neuanschaffung mit Verbrennungsmotor sei "besonders zu begründen".

Auch bei den Landesregierungen bleibt der Diesel das Fahrzeug der Wahl "Bisher ist bezüglich der Umrüstung bzw. Software-Updates für die betroffenen Fahrzeuge noch keine Kontaktaufnahme durch die Hersteller erfolgt", so die NRW-Staatskanzlei. Das Landeskabinett nutzt acht Diesel-Pkw.

"Keine Pläne für Änderung"

Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, sieht keine Zukunft für Dieseldienstwagen: Die Autos würden zu viel innerstädtisch genutzt. Die Ministerien müssten bei Anschaffungen konsequent auf Diesel verzichten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hält ein Verbot der Zulassung neuer Dieselautos langfristig für sinnvoll. "Ich kann jetzt noch keine präzise Jahreszahl nennen, aber der Ansatz ist richtig", sagte sie in einem Interview mit Blick auf entsprechende Ankündigungen in anderen Ländern. An der Begünstigung von Diesel-Kraftstoff bei der Mineralölsteuer hält die Bundesregierung indes fest. "Es gibt keine Pläne, da eine Änderung herbeizuführen", sagte ein Sprecher des Finanzministeriums gestern. Er verwies auf die höhere Kraftfahrzeugsteuer für Diesel-Autos, die der Vergünstigung bei der Mineralölsteuer gegenüberstehe.

(bur)
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