Beratungen am Baldeneysee Merkel und Rüttgers: Geheimtreffen

Düsseldorf (RP). Einträchtig saßen Jürgen Rüttgers und Kanzlerin Angela Merkel am Wochenende nebeneinander und schauten auf die Leinwand. Beide CDU-Politiker waren zur Deutschlandpremiere des Monumentalfilms "Henri 4" ins Essener "Lichtburg"-Kino gekommen. Was kaum jemand wusste: Zuvor hatten sie sich zu einem vertraulichen Gespräch im Hotel "Schellenberg" am Baldeneysee getroffen.

 Der Ministerpräsident und die Kanzlerin in der Essener Lichtburg. Zuvor waren beiden am Baldeneysee zu einem Geheimtreffen zusammen gekommen.

Der Ministerpräsident und die Kanzlerin in der Essener Lichtburg. Zuvor waren beiden am Baldeneysee zu einem Geheimtreffen zusammen gekommen.

Foto: ddp, ddp

Solche Gespräche seien gang und gäbe, heißt es. Da in der vergangenen Woche wegen des Lufthansa-Streiks eine Besprechung "über den Wolken" ausgefallen sei, habe man jetzt den lang geplanten Kino-Besuch der Kanzlerin genutzt, um die Unterredung nachzuholen, erläutern Unionskreise. Das Ganze sei völlig unspektakulär.

Wirklich? Über die Themen muss wohl nicht lange gerätselt werden. CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers ist unzufrieden mit dem Erscheinungsbild der Bundesregierung. Einen "Fehlstart" habe Schwarz-Gelb in Berlin hingelegt, kritisiert Rüttgers. Umgekehrt dürfte die Kanzlerin, die auch CDU-Bundesvorsitzende ist, ihren Unmut über die Vorgänge in der Zentrale der NRW-CDU geäußert haben.

Dort hat man offenbar jahrelang Sponsoren gegen Zahlung von mehreren Tausend Euro Gesprächstermine mit Rüttgers auf Parteitagen und -kongressen in Aussicht gestellt. Rüttgers betont, von entsprechenden Briefen nichts gewusst zu haben. Auch CDU-Generalsekretär Hendrik Wüst soll nicht eingeweiht gewesen sein. Ein klares "Organisationsversagen", wie Europaminister Andreas Krautscheid sagt, für den diese Offerten ein "unmoralisches Angebot" sind. Krautscheid wird nächste Woche die Nachfolge für Wüst antreten, der seinen Hut genommen hat.

Merkel und Rüttgers haben stets vor Augen, dass es bei der Wahl am 9. Mai ums Ganze geht — um die Regierungsverantwortung in NRW bis 2015 und um die Mehrheit im Bundesrat. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass es weitere Verstärkung für die Parteizentrale an der Düsseldorfer Wasserstraße gibt. Ab sofort wird sich dort Boris Berger, der engste Vertraute von Rüttgers, um den Wahlkampf kümmern.

Sein Amt als Chef der Abteilung für politische Planung in der Staatskanzlei lässt er ruhen. Berger gilt als Bindeglied zwischen Partei und Regierung. Wohl kaum ein Vorgang, der den Ministerpräsidenten betrifft, geht nicht über seinen Schreibtisch.

Möglicherweise wusste Berger somit von der Sponsoring-Praxis der CDU (SPD und Grüne wollen das heikle Thema nächste Woche im Landtag zur Sprache bringen). An Wahlkampferfahrung fehlt es ihm nicht: Schon den für die CDU siegreichen Wahlkampf 2005 hat er von der Wasserstraße aus dirigiert.

Nach Informationen unserer Zeitung wird auch Joachim Koschnicke das Team der NRW-CDU bis zur Wahl verstärken. Koschnicke ist für Strategische Planung in der Berliner CDU-Zentrale (Konrad-Adenauer-Haus) zuständig und damit das bundespolitische Gegenstück zu Berger.

Koschnicke gilt als Experte für den Umgang mit Meinungsumfragen. Er soll sich zumindest tageweise in der Wasserstraße aufhalten und wird als "Reitender Bote" die Rückkopplung zur Parteichefin sicherstellen.

Krautscheid, Berger, Koschnicke — das könnte ein starke Triumvirat für die Landtagswahl werden. Vorausgesetzt, die politischen Alpha-Tiere kommen sich nicht ins Gehege.

(RP)
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