Ex-DDR-Ministerin mit 89 Jahren gestorben Margot Honecker - bis zuletzt unbelehrbar

Berlin/Santiago de Chile · Noch Jahrzehnte nach dem Mauerfall verteidigte Margot Honecker die Menschenrechtsverletzungen in der DDR und die Schüsse an der Mauer. Jetzt ist sie nach 24 Jahren im Exil in Chile gestorben.

Margot Honecker – Bilder aus dem Leben der "mächtigsten Frau der DDR"
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Margot Honecker – Ex-DDR-Volksbildungsministerin

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Foto: dpa, Frank Schumann

In Halle an der Saale wurde sie 1927 geboren, von 1963 bis 1989 stand sie an der Spitze des DDR-Volksbildungsministeriums, nach dem Niedergang der DDR wanderte sie 1992 nach Chile aus und lebte dort bis zu ihrem Tod am 6. Mai 2016.

Margot Honecker, die Witwe des langjährigen DDR-Staats- und Regierungschefs Erich Honecker, tauchte in den letzten Lebensjahrzehnten nur noch gelegentlich als die "Blaue Eminenz" der DDR auf. Die Bezeichnung spielte auf den Blaustich in ihren Haaren an. Die alte Dame, die nahe ihrer Tochter Sonja in Santiago de Chile lebte, hielt unbeirrbar an den Dogmen des sozialistischen Einheits-Bildungssystems fest.

"Wir hatten doch Feinde - und deshalb hatten wir die Staatssicherheit", sagte sie 22 Jahre nach dem Ende der SED-Herrschaft der ARD. Die innerdeutsche Grenze und die Lebensgefahr für "Republikflüchtlinge" fand sie legitim.

Es habe ja niemand über die Mauer klettern müssen, sagte Margot Honecker noch Jahrzehnte nach dem Mauerfall. "Diese Dummheit mit dem Leben zu bezahlen, das ist schon bitter." In ihrer Zeit als Volksbildungsministerin wurde der "Wehrkundeunterricht" mit Ausbildung an der Waffe eingeführt, für Kinder von "Republikflüchtlingen" wurden Zwangsadoptionen organisiert.

Von Anbeginn, direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, war Margot Honecker Mitglied der SED. Nach einem Sonderlehrgang an der Parteihochschule Liebenwalde arbeitete sie von 1948 bis 1953 als Sekretärin des Zentralrats der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und wurde Vorsitzende der Pionierorganisation "Ernst Thälmann". Mit nur 22 Jahren schaffte sie den Sprung in die Volkskammer der DDR. 1963 wurde sie Vollmitglied des Zentralkomitees der SED.

1949 lernte sie den 15 Jahre älteren Erich Honecker kennen, der zu dieser Zeit in zweiter Ehe mit Edith Baumann verheiratet war. 1952 wurde die gemeinsame Tochter Sonja geboren. Drei Jahre später heirateten Margot und Erich Honecker.

Noch im Juni 1989 erklärte Margot Honecker in einer fünfstündigen Rede, dass der Sozialismus "notfalls mit der Waffe in der Hand" verteidigt werden müsse. Nach dem Sturz ihres Mannes am 18. Oktober 1989 kann sich die Volksbildungsministerin aber dann auch nur noch wenige Tage im Amt halten.

Flucht nach Moskau

Als die Todesschüsse an der innerdeutschen Grenze in Deutschland juristisch strafrechtlich verfolgt werden sollten, flüchteten Erich und Margot Honecker im März 1991 nach Moskau. Nach erheblichen diplomatischen Verstimmungen beschloss die russische Regierung im November 1991 die Ausweisung. Margot Honecker, gegen die in Deutschland kein Haftbefehl vorlag, siedelte 1992 nach Chile über.

In ihrem Buch "Das andere Deutschland" (2000) verteidigte sie erneut das Erbe der DDR. Nach der deutschen Vereinigung hätten sich "Fremdenfeindlichkeit und Neofaschismus" im Osten Deutschlands ausgebreitet. Diese seien mit dem "Dämon" der "kapitalistischen Ordnung" verknüpft.

Einer ihrer letzten öffentlichen Auftritte war eine Versammlung mit mehreren Chilenen, die während der Diktatur Augusto Pinochets politisch verfolgt worden waren und 2009 mit Margot Honecker den 60. Jahrestag der Gründung der DDR feierten. Sie verlas ein Manifest mit dem Aufruf, eine "andere Gesellschaft" zu gründen.

(AFP)
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