Die einst mächtigste Frau der DDR Margot Honecker ist dann mal weg

Santiago · In der DDR war sie vielen verhasst, in Chile nimmt kaum noch jemand Notiz von ihr: Margot Honecker. Zu jenen, die sie wenigstens gelegentlich einmal zu Gesicht bekamen, zählten die Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Santiago – bisher.

 Margot Honecker lebt in Chile.

Margot Honecker lebt in Chile.

Foto: dpa, Frank Schumann

In der DDR war sie vielen verhasst, in Chile nimmt kaum noch jemand Notiz von ihr: Margot Honecker. Zu jenen, die sie wenigstens gelegentlich einmal zu Gesicht bekamen, zählten die Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Santiago — bisher.

In regelmäßigen Abständen sei die Witwe des letzten DDR-Staatsratschefs dort vorbeigekommen, um sich bescheinigen zu lassen, dass sie einen Anspruch auf Rentenzahlung hat. Doch nun habe sie sich schon länger nicht mehr blicken lassen, heißt es.

Ob die einst mächtigste Frau der DDR und frühere langjährige Ministerin für Volksbildung ihre Pension noch kassiert oder inzwischen andere Geldquellen aufgetan hat, mag aus Gründen des Datenschutzes niemand beantworten. Fest steht aber, dass sie die monatlichen Bezüge von 1500 Euro ohnehin als "unverschämt wenig" empfindet, wie sie einmal in einem Interview sagte.

Die Äußerung ist nicht die einzige, mit der sich die 88-Jährige auch in jüngster Zeit noch unbeliebt machte. Erst 20 Jahre nach der Flucht aus der DDR zu ihrer Tochter nach Chile hatte sich Margot Honecker 2012 zu einem Interview bereit erklärt. Darin hatte sie Tacheles geredet, hatte deutlich gemacht, dass sich nichts an ihrem Weltbild geändert hatte. Und dass sie nichts bereute.

Die Stasi habe es gegeben, weil die DDR Feinde gehabt habe, sagte sie damals. Die deutsche Einheit sei ein Irrtum, und der Schießbefehl an der Mauer sei lediglich eine "Waffengebrauchsbestimmung" gewesen — es habe ja schließlich keiner über die Mauer zu klettern brauchen, "um diese Dummheit mit dem Leben zu bezahlen".

Danach wurde es still um die "Blaue Eminenz", wie sie in Anspielung auf ihre mit einem Blauschimmer gefärbten Haare genannt wurde. Erst vor etwa einem halben Jahr war es, da versuchte eine Journalistin noch einmal, Kontakt aufzunehmen. Sie fragte, ob Honecker glaube, dass der Sozialismus untergegangen sei. Ihre Antwort: "Nee, der kommt wieder."

(RP)
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