Live-Gespräch mit Youtubern Angela Merkel und ihr Lieblings-Emoji

Berlin · Eine Stunde lang befragten vier Youtuber die Bundeskanzlerin live zu den Themen Autoindustrie, Ehe für alle und Feminismus. Die Zuschauer hörten wenig überraschende Antworten, lernten aber etwas über Angela Merkels Lieblings-Emoji.

 Die Kanzlerin zu Gast bei Youtubern: Lisa Sophie, Mirko Drotschmann, Angela Merkel und Ischtar Isik.

Die Kanzlerin zu Gast bei Youtubern: Lisa Sophie, Mirko Drotschmann, Angela Merkel und Ischtar Isik.

Foto: dpa, kno

Die Frage sollte Angela Merkel vermutlich etwas aus der Reserve locken, brachte aber vor allem den Fragesteller "AlexiBexi" (Alexander Böhm) aus dem Konzept: Was ist das Lieblings-Emoji der Kanzlerin? "Das Smiley, wenn es gut läuft, mit einem Herzchen dran", sagte Merkel. Und was würde sie sich auf ein T-Shirt drucken? "Eine schöne Meereswelle."

Ähnlich tiefschürfend geriet die Fragerunde auch bei den anderen Youtubern. Die Vier wirkten zwar gut vorbereitet, in dem einstündigen Live-Stream konnten sie Merkel mit ihren Fragen allerdings kaum aus ihrer Komfortzone holen.

"ItsColeslaw" (Lisa Sophie) wollte von Merkel hören, was sie gegen die unterschiedlich rigide Regelungen in den Ländern bei der Fächer- und Prüfungswahl tun wolle. Sophie in Bayern zum Beispiel habe eine schriftliche Matheprüfung ablegen müssen, ihre Freunde in NRW nicht. Merkel erklärte ihr, sie solle "froh" sein, die strengere Regelung habe sie schließlich besser auf ihre Zukunft vorbereitet.

Bis zu 55.000 Zuschauer

Warum sie gegen die Ehe für alle gestimmt habe, fragt Sophie. Merkel konterte, indem sie betonte, sich für die freie Abstimmung eingesetzt zu haben. Beim Thema Adoption für Homosexuelle habe sie ihre Meinung inzwischen geändert.

Überraschend kritisch gab sich dagegen Merkel selbst, als sich die Beauty-Youtuberin Ischtar Isik mit den Worten "Das war mein erstes Interview" verabschieden wollte. Ob sie denn sonst nur Selbstdarstellung und Produktvorstellung betreibe, fragte die Kanzlerin. Dann lenkte Merkel aber doch schnell ein und sagte: "Sie haben Talent." Mirko Drotschmann ("MrWissen2Go") schlug sich zwar besser. Trotz mehrfacher Nachfragen zu Merkels Beziehungen zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem US-Präsidenten Donald Trump schaffte er es aber nicht, Merkel mehr als diplomatische Aussagen ("Wenn notwendig, telefonieren wir auch.") zu entlocken.

Bei der Sendung schauten zu Höchstzeiten rund 55.000 Menschen zu. Neben dem Video lief ein Ticker, in dem Kommentare der Nutzer angezeigt wurden. Dort waren vor allem der Spruch "Legalize it" und hanfähnliche Emojis zu sehen. Aber auch Kritik an dem Format: Dann, wenn die Interviewer Merkel etwas persönlicher zu Leibe rücken wollten, sorgten ihre unbeholfenen Fragen und Antworten vor allem für Kommentare wie "Cringe" oder "Todes Cringe" — im Jugendjargon in etwa "super peinlich" oder unerträglich.

(bur)
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