Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen Vor 25 Jahren brannte das Sonnenblumenhaus

Rostock · Rechtsradikale schmissen Steine und Brandsätze, Anwohner applaudierten, Flüchtlinge saßen in Todesangst in der Unterkunft im Sonnenblumenhaus. Heute vor 25 Jahren haben die Krawalle in in Rostock-Lichtenhagen begonnen.

25 Jahre nach den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen
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Foto: dpa, bwu kno

Der 22. August 1992 war ein Samstag. Ein lauer Sommerabend, an dem sich Hunderte Menschen vor dem Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen versammelten. Hinter den Mauern mit dem Blumenmuster befand sich seit mehreren Wochen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber. Für die Flüchtlinge gab es aber nicht genug Platz, sie campierten im Freien unter den Balkonen, von den Behörden alleine gelassen. Es entstand eine Obdachlosensiedlung vor den Haustüren der Rostocker.

An diesem Samstag vor 25 Jahren trafen sich vor dem Plattenbau die ersten Randalierer. Sie buddelten Gehwegplatten aus dem Rasen, brachen große Stücke heraus. Als gegen 20 Uhr die ersten Steine flogen, feuerten Anwohner die Randalierer an. Polizisten wurden angegriffen und zogen sich zurück. Fünf Nächte und drei Tage lang belagerten bis zu 2000 Rechtsextreme die Asylunterkunft im Sonnenblumenhaus, in der etwa 200 Polen, Bulgaren und Rumänen lebten.

Am Sonntagabend löste Lothar Kupfer, Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, landesweiten Alarm aus. Doch erst nach zwei Krawall-Nächten räumten Polizisten die Aufnahmestelle — doch die Gewalt war nicht vorbei. Nun traf es die nebenan lebenden ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter aus Vietnam.

Am Montagabend, 24. August 1992, zogen sich die Beamten vollständig zurück und überließen die Anwohner des Hauses sich selbst. Brandsätze flogen, das Gebäude stand in Flammen. Etwa 120 Vietnamesen retteten sich vor dem Feuer auf das Dach des Hauses. Erst eineinhalb Stunden später kehrten die Polizisten zurück und schafften es, die Angreifer zu vertreiben und die Vietnamesen in Notunterkünfte zu bringen. Die Feuerwehr konnte mit den Löscharbeiten beginnen. Wie durch ein Wunder hat es keine Toten gegeben.

(veke)
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