Kolumne: Total Digital Ein Herz für Technik

Berlin · Das Internet – ein Ort für dumpfe Parolen und Hass-prediger? Ein Appell, die sozialen Netzwerke nicht den Asozialen zu überlassen.

 Blogger und Kolumnist Richard Gutjahr

Blogger und Kolumnist Richard Gutjahr

Foto: Mathias Vietmeier

Das Internet — ein Ort für dumpfe Parolen und Hass-prediger? Ein Appell, die sozialen Netzwerke nicht den Asozialen zu überlassen.

Lassen Sie uns über Vorurteile reden. Seit geraumer Zeit ist überall die Rede davon, das Internet sei ein Ort für Trolle und Hassprediger. Als gebe es Ausländerfeindlichkeit und brennende Asylantenheime erst seit Facebook und Twitter. Zugegeben, seit den Terroranschlägen von Paris und Brüssel und seitdem auch Bevölkerungsschichten das Netz für sich entdeckt haben, die sich sonst eher schwertun mit dem Lesen und Schreiben, ist der Ton rauer geworden. Doch anstatt Xenophobie und Hassparolen mit Mut und Argumenten zu begegnen, ducken wir uns weg. Es scheint, als haben die Politiker den Pöbel im Netz als potenzielles Wählerklientel für sich entdeckt. Anstatt Farbe zu bekennen und sich dem braunen Mob entgegenzustellen, gehen sie lieber mit fragwürdigen Phrasen am rechten Rand auf Stimmenfang.

Die Wahlergebnisse in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt scheinen ihnen Recht zu geben. Es ist ein Irrglaube zu meinen, das Internet bringe nur das Schlechte im Menschen hervor. Auf Plattformen wie change.org oder betterplace.org organisieren sich Tag für Tag hunderttausende Menschen, um sich in ihrer Freizeit für soziale Zwecke zu engagieren. Sie sammeln Geld, Kleidung, überschüssige Lebensmittel, unterstützen Umweltbewegungen und kümmern sich um Themen, die in Tagesschau und Tageszeitung sonst nur wenig Beachtung finden. Womit die Technik hier nicht romantisiert werden soll. Das Internet ist nicht gut oder schlecht. Es ist da - und eben nur so gut, wie die Menschen, die es benutzen. Überlassen wir die Sozialen Netzwerke nicht den Asozialen!

Facebook will in Zukunft dafür sorgen, dass Hasskommentare auf der Plattform schneller gelöscht werden. 200 Aufpasser sind dafür engagiert worden. Aber das kann nur ein Anfang sein. Sorgen wir dafür, dass rechte Gesinnung on- wie offline nicht willkommen ist. Sorgen wir dafür, dass Menschen in Not eine Chance bekommen; dass junge Flüchtlinge eine Ausbildung erhalten, vielleicht sogar in einem der hier so dringend benötigten Jobs als Fachkraft - oder vielleicht besser: als Programmierer? Der Sohn eines syrischen Einwanderers hatte Glück. Er wurde in Amerika geboren, wo er in Los Gatos, einer kalifornischen Arbeitersiedlung, die Schulbank drücken durfte. Ende Zwanzig schuf er eine der größten und profitabelsten Marken weltweit. Sein Name war Steve Jobs, Unternehmerlegende und Firmengründer von Apple.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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