Kolumne: Total Digital Du bist, was du googelst!

Die meisten tun es: Ego-Googeln. Das eigene Erscheinungsbild wird zunehmend davon bestimmt, was die Suchmaschine über einen weiß. Nicht immer ist das schmeichelhaft.

Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Ich bin Ego-Googler. Jetzt ist es raus. Jawohl, ich gehöre zu den Menschen, die regelmäßig ihren eigenen Namen bei Google eingeben, um zu erfahren, was die Suchmaschine über einen weiß. Damit bin ich in guter Gesellschaft. Drei Viertel der Deutschen haben schon mal nach sich selbst gesucht. Jeder Fünfte macht das sogar mindestens einmal im Monat.

Nicht, dass ich nicht wüsste, wer ich bin. Aber weiß das auch der Rest der Welt? Mein Chef zum Beispiel. Was könnte der finden, wenn er nach mir googelt? Oder meine Frau? Google-Aufsichtsratsvorsitzender Eric Schmidt mahnte uns einst: "Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht gar nicht erst tun." Es scheint, als habe der gute alte Kant ausgedient. Der digitale Imperativ, Kant 2.0, wenn man so will, lautet: "Tue nichts, von dem Du nicht willst, dass es bei Google erscheint!"

Wie muss ich leben, damit ich morgen noch in mein digitales Spiegelbild schauen kann? Auch ohne selbst viel aktiv im Netz preis zu geben, weiß Google eine Menge über mich: Wie ich aussehe, wo ich mich herumtreibe und wonach ich suche.

Machen Sie den Färbetest: Unter google.de/history sehen Sie Ihre persönlichen Suchanfragen der vergangenen Jahre. Nicht immer ist das Ergebnis schmeichelhaft. So lauten meine letzten Suchanfragen: Horst Seehofer, Dschungelcamp und Star Wars. Tun Sie mir einen Gefallen und fragen Sie jetzt bitte nichts!

Wir lernen: Du googelst, was Du bist - respektive Du bist, was Du googelst. Und da Google bekanntlich nichts vergisst, habe ich beschlossen, mein eigenes Erscheinungsbild zu korrigieren, indem ich die Suchmaschine mit intellektuellen Anfragen flute. So habe ich etwa gestern den halben Tag damit verbracht, Google mit Begriffen wie "Relativitätstheorie", "Farbenkreislehre" oder "Matthäus Passion" zu füttern. Was soll ich sagen? Danach fühlte ich mich gleich ein bisschen besser.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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