Kolumne: Total digital Das Problem der Autohändler

Düsseldorf · Die Digitalisierung ist eine große Herausforderung für den Kfz-Handel. Der Druck steigt.

Kolumne: Total digital: Das Problem der Autohändler
Foto: Martin Ferl

Das ganze Dilemma der Autohändler zeigt sich an einer Gummimatte. Eine solche wollte ich zuletzt für den Kofferraum kaufen. Bei Amazon gab es verschiedene Angebote, aber ich dachte, es sei vielleicht nicht schlecht, über den Hersteller zu kaufen, um sicherzugehen, dass alles passt.

Dann prallte meine naive Vorstellung von Online-Shopping auf die deutsche Autoindustrie: Ich klickte mich durch einige Seiten, musste dann das Fahrzeugmodell angeben, dann die Matte auf einen Merkzettel packen, ein Autohaus in der Nähe auswählen, und konnte dann für die Gummimatte eine Anfrage beim Händler stellen.

Ich konnte nichts kaufen, nichts in das Autohaus oder gar nach Hause schicken lassen. Ich konnte lediglich einen Antrag stellen. Das war vor einer Woche.

Das Internet ist eine riesige Gefahr für die Autohändler, speziell im Volkswagen-Kosmos, in dem ich auch mit den Gummimatten-Problemen zu kämpfen habe. Seit Monaten streitet der Hersteller mit den Händlern über künftige Verträge - anstatt gemeinsam beispielsweise dafür zu sorgen, den Online-Einkauf für Kunden zu verbessern.

Das Problem ist: Während über Amazon künftig immer mehr Zubehörteile von Drittanbietern verkauft werden dürften, ist es für die Autohersteller lukrativ, die Fahrzeuge über das Internet direkt zu verkaufen - ohne regionale Händler dazwischenzuschalten. Denn die Gehälter von Matthias Müller und Co. bemessen sich am Konzerngewinn, nicht an dem des kleinen Händlers.

Gleichzeitig werden Elektroautos weniger Wartung benötigen. Und Unfallschäden könnten bald dank autonom fahrender Autos der Vergangenheit angehören. Womit verdienen die Händler, die oft auch Werkstätten betreiben, dann noch Geld? Die Diesel-Debatte ist das große Problem der Gegenwart für die (unverschuldet in diese Lage geratenen) Händler. Doch die Zukunft wird kaum leichter.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(frin)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort