Kolumne: Mit Verlaub! Mit Musik ginge Integration besser

Düsseldorf · Die "Sprache", die die Welt versteht, ist Deutschlands Pfund. Das sollte uns viel wert sein.

Kolumne: Mit Verlaub!: Mit Musik ginge Integration besser
Foto: Michels

Gerechtigkeit erhöht ein Volk. So weiß die Bibel. Kultur erhöht ein Volk auch. Im günstigsten Fall spricht man von einem Kulturvolk. Wir Deutschen mit unserer 1000 Jahre alten Geschichte haben uns zwar für zwölf grauenhafte Jahre der Herrschaft eines geistlosen Barbaren hingegeben; aber ein altes Kulturvolk sind wir in den Augen der Welt doch geblieben.

Auf wissenschaftlich-technischem, aber eben und vor allem auch auf künstlerischem Gebiet waren und sind wir mega cool, um es einmal zeitgemäß unfeierlich auszudrücken. Unter der Schmutzschicht der Hitlerei gibt es bei genauer Inspektion der Deutschen viel Leuchtendes zu entdecken. Das wissen die Bewunderer unserer herausragenden Leistungen in der Musik. Sie werden von den Menschen in Fernost beinahe noch mehr gewürdigt, als dies im Ursprungsraum der musikalischen Schöpfergenies der Fall ist.

Ich empfinde es nicht nur als Ausdruck unserer Verpflichtung zur Traditionswahrung, dass wir Opernhäuser, kleine und große Konzertbühnen, unsere Musikschulen, Schul- und Rundfunkorchester hegen und pflegen. Mag es auch viel Geld kosten, so sind es doch gut und nachhaltig investierte Steuermittel. Der fabelhafte Bundesinnenminister a.D. und versierte Pianist, Otto Schily, erzählte einmal von dem Experiment in einem heruntergekommenen Londoner Viertel. Dort war es der Stadtverwaltung gelungen, durch drastischen Ausbau von Gratis-Musikunterricht gefährdete Kinder und Jugendliche zurück in die Spur zu bringen und das Quartier zu zivilisieren.

Es heißt im Volksmund, mit Musik gehe alles besser. Gelänge nicht auch die Integration junger Menschen aus prekären Verhältnissen besser, machte man sie klug und gesellschaftspolitisch durchaus berechnend vertraut mit der "Sprache", die die ganze Welt versteht?

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(mc)
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