Kolumne: Hier in NRW Schlammschlacht um Henriette Reker in Köln

Zwei Buchautoren werfen dem früheren SPD-Kandidaten vor, im OB-Wahlkampf 2015 die Stimmung gegen Flüchtlinge angeheizt zu haben. Die damalige Sozialdezernentin Reker wurde kurz vor der Wahl von einem Rechtsextremisten niedergestochen.

Kolumne: Hier in NRW: Schlammschlacht um Henriette Reker in Köln
Foto: Hüwel

Als wäre der Wahlkampf noch in vollem Gange, befehden sich in Köln die Unterstützer und Gegner von Oberbürgermeisterin Henriette Reker aufs Heftigste. Die Schlammschlacht begann mit einer brandgefährlichen Äußerung von zwei Buchautoren. Einer von ihnen ist der Grüne Pascal Siemens, der im vorigen Jahr Wahlkampfleiter der parteilosen Kandidatin Reker war. Die damals für die Flüchtlinge zuständige Kölner Sozialdezernentin war am 17. Oktober 2015 — einen Tag vor der Oberbürgermeister-Wahl — von einem Rechtsextremisten niedergestochen worden, der sie wegen der Flüchtlingspolitik als "linksradikale Schickeria-Ideologin"verachtete. Auch Siemens erlitt bei dem Angriff schwere Verletzungen am Arm.

Zusammen mit dem Kommunikationstrainer Jonathan Briefs, der ebenfalls Mitglied im Wahlkampfteam war, hat Siemens jetzt ein Buch über Reker geschrieben. In einem Vorab-Interview warf Briefs dem früheren SPD-Gegenkandidaten Jochen Ott vor, zu der aufgeheizten Stimmung im Wahlkampf beim Thema Flüchtlinge beigetragen zu haben. Briefs: "Er betonte, dass Schüler und Behinderte keinen Sport treiben können, weil Turnhallen von Flüchtlingen belegt sind." Und weiter: "Es ist ein schlimmer Gedanke, dass jemand so etwas vielleicht als Sprungbrett nimmt, um in welcher Weise auch immer aktiv zu werden". Auf die Frage, ob damit gemeint sei, dass Ott eine Mitschuld am Reker-Attentat trage, sekundierte Siemens: "Er ist mitverantwortlich für die aufgeheizte Stimmung."

Bei der SPD brach ein Sturm der Empörung los. Der Kölner Bundestagsabgeordnete Rolf Mützenich nannte die Vorwürfe verleumderisch und bösartig. Wenig später stellte Siemens, der inzwischen enger Berater von OB Reker ist, zwar klar: "Weder Jochen Ott noch die Kölner SPD tragen Verantwortung für das Attentat." An seinem Vorwurf, Ott habe die Stimmung aufgeheizt, hielt er aber fest. Reker nahm Siemens in Schutz und erinnerte an eine ihrer Stellungnahmen aus dem Wahlkampf. Darin hatte sie Ott vorgeworfen, "die Not der Flüchtlinge als Wahlkampfinstrument" zu benutzen.

Rekers Reaktion, so MdB Mützenich, zeuge von mangelnder Souveränität und sei "dem überparteilichen Amt einer Oberbürgermeisterin nicht angemessen". Die SPD warf die Frage auf, ob Reker schon länger "von den Unterstellungen gegen Ott" gewusst habe.

Das Autoren-Duo Briefs-Siemens hat also schon für reichlich Aufmerksamkeit gesorgt, wenn am Donnerstag das Reker-Buch offiziell auf den Markt kommt. Reker selbst legt übrigens Wert auf die Feststellung, dass es sich nicht um eine von ihr autorisierte Biografie handle.

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(RP)
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