Kolumne: Hier in NRW Rasenmäherin im Landtag

Um die geschlechtergerechte Sprache ging es jetzt im nordrhein-westfälischen Parlament. Die Rednerinnen - es traten tatsächlich ausschließlich Frauen auf - lieferten sich ein hitziges Wortgefecht.

Kolumne "Hier in NRW": Rasenmäherin im Landtag
Foto: Hüwel

Am Abend herrscht im Landtag in aller Regel nicht gerade Hochbetrieb. Als vergangene Woche der letzte Tagesordnungspunkt aufgerufen wurde, ging es allerdings ziemlich turbulent zu, so dass der Tagungspräsident mehrfach um Ruhe bitten musste. Die Unruhe lag am Thema: "Rasenmäher statt Rasenmäherin".

Ja, richtig gelesen. Die FDP hatte dem Hohen Haus einen Antrag vorgelegt, in dem gemahnt wurde, die geschlechtergerechte Sprache nicht zu übertreiben, damit sie "für die Bürger und Wirtschaft weiter anwendungsfreundlich bleibt". Die Abgeordnete Susanne Schneider hatte etliche Kostproben parat, wie man den "Gender-Sprech" auf die Spitze treiben kann. Da war von "Bürgerinnensteig" die Rede, von Papierkörbin, Computerinnen oder eben Rasenmäherinnen. Vielzitiertes Beispiel ist die Umbenennung der Studentenwerke in "Studierendenwerke". Für "puren Luxus" halten die Liberalen zudem, dass in NRW gleich 13 Professuren um einen Gender-Aspekt erweitert wurden. Das Land lässt sich das drei Millionen Euro kosten. Laut FDP werten Dozenten Prüfungen, Hausarbeiten oder sogar Abschlussarbeiten als nicht bestanden oder ziehen Punkte ab, wenn keine gendergerechte Sprache verwendet wurde. Da hört ja wohl der Spaß auf!

Mit ihrer engagierten Rede löste Schneider einen Sturm der Entrüstung vor allem bei SPD und Grünen aus. Deren Rednerinnen verteidigten wortgewaltig die Gender-Sprache und machten klar, dass man noch lange nicht am Ziel sei. So heiße es in der Landesverfassung noch immer "der Ministerpräsident", obwohl es längst eine Frau sei. Dasselbe gelte für die Präsidenten des Landtags, des Verfassungsgerichtshofs und des Landesrechnungshofs. Tatsächlich werden all diese Positionen von Frauen besetzt. Aber muss man deshalb die Verfassung ändern? Wenn es nach den Grünen ginge, vermutlich ja. Ihrem Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter, kann es gar nicht gender genug sein. In seinem Buch "Fleischfabrik Deutschland" wimmelt es nur so vor "-innen". Gleich viermal ist auf einer einzigen Buchseite von "Verbraucherinnen und Verbrauchern" die Rede, an vielen anderen Stellen von "Bäuerinnen und Bauern" oder "Expertinnen und Experten". Stop! Schluss damit, möchte man da rufen. Das nervt total.

Die Wirtschaft, so konterte im Landtag die grüne Emanzipationsministerin Barbara Steffens, sei viel weiter als die Kritiker der Gender-Sprache. Das treffe auch für das Bäckerhandwerk zu, das schon längst weibliche Gegenstücke zu Stutenkerl und Weckmann anbiete.

Also wenigstens da scheint die Genderwelt in Ordnung zu sein.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(hüw)
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