Kolumne: Hier in NRW Laschets Suche nach dem Schattenkabinett

Düsseldorf · Bis zur nächsten NRW-Wahl sind es nur noch elf Monate. CDU-Landeschef Armin Laschet sollte allmählich sagen, mit welcher Mannschaft er in den Wahlkampf ziehen wird.

 Detlev Hüwel

Detlev Hüwel

Foto: Hüwel

Es läuft nicht rund für die rot-grüne Landesregierung. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft steht schon seit Neujahr wegen der Kölner Übergriffe in der Kritik. Ihre Botschaft: keine Infos, nichts gewusst. Jetzt gewährt sie dem Untersuchungsausschuss des Landtags Einblick in die Telefon-Verbindungsdaten für den fraglichen Zeitraum. Vorausgegangen war ihre ungewöhnliche eidesstattliche Erklärung, dass sie vom 1. bis zum 4. Januar keinen Kontakt zu ihren engsten Beratern hatte. Souverän wirkt das alles nicht.

Die NRW-CDU mit ihrem Vorsitzenden Armin Laschet, der am Wochenende wiedergewählt und im Herbst offizieller Kraft-Herausforderer wird, könnte eigentlich getrost abwarten, wie sich Rot-Grün weiter demontiert. Doch für einen Oppositionschef wäre das zu wenig, zumal es bis zur Landtagswahl nur noch elf Monate sind. So allmählich wird es daher Zeit, dass uns Herr Laschet sagt, mit welcher Mannschaft er die Wahl gewinnen und im Falle eines Sieges am 14. Mai 2017 das Land regieren will. Vermutlich hat er längst die Fühler ausgestreckt. Wolfgang Bosbach etwa wäre ein ebenso glänzender wie glaubwürdiger Politiker für sämtliche Sicherheitsfragen. Doch Bosbach hat bereits vor zwei Jahren die Frage, ob er als Kölner Oberbürgermeister-Kandidat zur Verfügung stehe, aus Alters- und Krankheitsgründen verneint.

Auf der Suche nach zugkräftigen Namen für sein Wahlkampf-Team (Politiker reden gerne von einem "Kompetenz-Team") steckt Laschet in der Zwickmühle. Schuld ist die Doppelwahl im nächsten Jahr. Zunächst wählt NRW, dann — wenige Monate später — wird der Bundestag neu gewählt. Die aus NRW stammenden Polit-Promis wie etwa Finanzstaatssekretär Jens Spahn (mit dem Laschet offenbar nicht so gut kann), Innen-Staatssekretär Günter Krings oder Pflegebeauftragter Karl-Josef Laumann haben in erster Linie die Bundespolitik und damit die Bundestagswahl im Auge. Sie dürften sich schwertun mit einer Zusage, in Laschets Team zu wechseln. Sie könnten nicht sicher sein, dass sie in einer CDU-geführten Landesregierung adäquat vertreten wären, denn auch der oder die Koalitionspartner würden eigene Personalwünsche durchzusetzen versuchen. Da könnten die nordrhein-westfälischen CDU-Bundespolitiker leicht ins Hintertreffen geraten.

Auf der anderen Seite wissen Krings, Spahn und Co. natürlich auch nicht, wie es mit ihnen nach der Bundestagswahl weitergeht. Das könnte für sie den Reiz erhöhen, sich doch in Richtung Düsseldorf zu orientieren. Es wird wohl von den nächsten Umfragen abhängen, wie erfolgreich Laschet mit seinen Anwerbeversuchen sein wird.

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(hüw)
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