Kolumne: Hier in NRW Böller, Bomben, Blitze

Düsseldorf · Nirgendwo in Deutschland werden so viele Bankautomaten gesprengt wie in Nordrhein-Westfalen. Was droht da in der Silversternacht?

Geldautomaten gesprengt - eine Chronik für NRW bis Juni 2017
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Geldautomaten-Sprengungen in der Region – eine Chronik

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Ob man es mag oder nicht - das neue Jahr wird auch dieses Mal mit Feuerwerk und Böllern begrüßt. Nach den vielen Hiobsbotschaften der vergangenen Wochen würde es allerdings nicht überraschen, wenn sich in der Nacht der Nächte auch an dem einen oder anderen Geldautomaten ein Knall ereignete. Die Banditen scheuen offenbar vor keinem Versuch zurück, die Geräte mit Gas oder Sprengstoff in die Luft zu jagen.

Man fragt sich, warum nicht schon längst in alle Geldautomaten Farbpatronen gesteckt worden sind. Die Banken könnten den unerwünschten "Kunden" dann auf einem gut sichtbaren Schild mitteilen, dass Zerstörungsversuche zwecklos sind, da im Fall einer Explosion die Farbbeutel platzen und die Geldscheine entwerten würden.

In Holland ist diese Farb-Abschreckung gang und gäbe, weshalb Automatenknacker aus den Niederlanden anscheinend gern zu uns nach NRW kommen und hier ihr Unwesen treiben. Bei diesen Delikten liegt NRW bundesweit an der Spitze.

Zwar ist es der Polizei jetzt gelungen, drei mutmaßliche Täter dingfest zu machen, auf deren Konto wohl ein gutes Dutzend Anschläge geht. Aber inzwischen hat die Zahl der Überfälle die 60 überschritten. Ein Ende dürfte noch lange nicht erreicht sein, wenn sich die Geldinstitute weiterhin so zögerlich verhalten wie bisher.

Beinahe hätte die Polizei bei einer nächtlichen Kontrolle in Düsseldorf eine Bande erwischt, doch diese konnte mit ihrem hyper-motorisierten Audi (450 PS) in rasender Fahrt entkommen. Trotz Hubschraubereinsatzes verlor sich die Spur in den Niederlanden. Dieser "Kontaktverlust" (so der Behördenausdruck) hatte ein parlamentarisches Nachspiel: Die CDU wollte wissen, wie eine solche Verfolgungspleite künftig verhindert werden kann. Doch der für die Polizei zuständige Innenminister Ralf Jäger (SPD) gab sich recht zugeknöpft und verwies auf die laufenden Ermittlungen.

Weitaus mitteilsamer war er, als es um ein Gutachten zu seinem umstrittenen Blitz-Marathon ging. Die RWTH Aachen will herausgefunden haben, dass der Abschreckungseffekt zwei Wochen lang anhält. So richtig überzeugend klingt das aber nicht. Wirksamer als groß und breit angekündigte Marathons, die wie eine geschickte ministerielle PR-Aktion wirken, dürften unangekündigte Geschwindigkeitsmessungen sein. Hinzu kommt, dass für eine solche 24-Stunden-Großaktion zu viele Polizisten benötigt werden, die woanders fehlen.

Doch Jäger ficht das nicht an. In diesem Jahr soll es wieder einen Blitz-Marathon geben.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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