Kolumne: Gott Und Die Welt Jetzt aber wirklich, kein Aprilscherz

Düsseldorf · Woher der Aprilscherz eigentlich kommt, weiß keiner genau. Jedenfalls ist er ein wenig ruppig, eine sanfte Form des Betrugs. Die Freude am Aprilscherz ist jedenfalls eine reine Schadenfreude.

Kolumne: Gott Und Die Welt: Jetzt aber wirklich, kein Aprilscherz
Foto: Schröder

Das ist jetzt kein Aprilscherz. Kein Scherz. Also nicht einmal so ein kleiner, harmloser und unbedarfter. Zumal das dann schon wieder kein echter Aprilscherz wäre. Denn der ist seinem Wesen nach immer etwas ruppig. Vor allem: Er funktioniert ausschließlich auf Kosten anderer. Erfundene Geschichte werden so glaubhaft erzählt, dass der Zuhörer sie als wahr empfindet und mit ein bisschen Glück des Scherzkekses dadurch Pech und Nachteil hat. Die Freude am Aprilscherz ist eine einseitige und sie entpuppt sich als reine Schadenfreude.

Der Aprilscherz kann so gesehen nur dann funktionieren, wenn der Lügner eine gewisse Glaubwürdigkeit besitzt und sein Opfer ihm auch noch das nötige Vertrauen schenkt; am besten noch flankiert von einer guten Portion wohlmeinender Naivität. Streng genommen bricht der Aprilscherz mit zwei wesentlichen Tugenden: Er missbraucht das Vertrauen und degradiert alles Glaubwürdige zur Farce. Unterm Strich ist der Aprilscherz eine sanfte Form des Betrugs und — eine Etage höher formuliert: anti-aufklärerisch.

Vielleicht gibt es ihn nur deshalb, weil er in spielerischer Form verborgene Neigungen zulässt, die von der Zeit zwischen 2. April und dem 31. März des darauffolgenden Jahres nicht so angesagt sind.

Woher dieser Scherz kommt, ist auch eher zweifelhaft. Das Grimmsche Wörterbuch führt nur den Aprilnarren. Dann gibt es noch ein passendes Goethezitat und diverse Spekulationen, von denen keiner weiß, ob sie nicht versteckte Aprilscherze sind. Wie etwa die Geschichte vom Augsburger Reichstag 1530, auf dem das Münzwesen geregelt werden sollte. Festgelegt für die Münzangleichung war besagter 1. April. Dummerweise fand der Münztag dann doch nicht statt. Etliche Spektulanten aber sollen auf diesen Tag gesetzt und somit viel Geld verloren haben. April, April?

Dass überhaupt dieser Monat auserkoren wurde, könnte einen meteorologischen und wie fast immer einen biblischen Grund haben. Zunächst: Das wechselhafte April-Wetter, das uns um schöne Tage zu betrügen scheint, könnte als Begründung gedient haben. Strenger ist die christliche Herleitung: Der 1. April soll der Geburts- oder auch Todestag von Judas Iskariot sein, von jenem Jünger, der Jesus verraten hat. Aber das ist vielleicht dann doch eine zu weitreichende Tradition. Der große Verlierer am 1. April sind jedoch alle skurrilen, aber wahren Begebenheiten des Tages. Denn die müssen heute immer mit dieser doofen Redensart annonciert werden: Wirklich, kein Aprilscherz ...

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